Kollegen lachen vor dem Laptop

Experten-Interview: Verbesserung des Arbeitsklimas

Ein positives Arbeitsklima sorgt für ein motiviertes und harmonisches Miteinander. Wir haben den Kölner Karriere- und Businesscoach Dr. Bernd Slaghuis zu Rate gezogen und nachgefragt: Was macht ein gutes Arbeitsklima eigentlich aus? Lies hier seine Tipps, wie sowohl die Chefetage als auch die Arbeitnehmer eine angenehme Arbeitsatmosphäre schaffen können.
13
Juni
2017

WAS MACHT EIN GUTES ARBEITSKLIMA AUS?

Mangelnde Kommunikation, das Gefühl, gegen die eigenen Werte zu arbeiten oder Konflikte mit den Kollegen:  all das sind typische Ursachen für ein Arbeitsklima, das als negativ empfunden wird. Eine steigende Fehlerquote, sinkende Motivation bis hin zu gesundheitlichen Problemen und Krankheitsausfällen können die Folge sein. Damit wird klar: ein schlechtes Arbeitsklima belastet nicht nur einzelne Mitarbeiter, sondern letztlich das gesamte Unternehmen.

Wie sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter dem entgegensteuern und das Arbeitsklima verbessern können, klären wir im Folgenden mit Dr. Bernd Slaghuis.

Als Karriere- und Business-Coach setzt sich Dr. Bernd Slaghuis intensiv mit Fragen rund um die berufliche Zufriedenheit und gesunde Führung auseinander. Er weiß daher, worauf es beim zwischenmenschlichen Umgang ankommt, um das Arbeitsklima positiv zu beeinflussen und für eine konstruktive Arbeitsatmosphäre zu sorgen.

OFFENHEIT IN DER KOMMUNIKATION

Dr. Slaghuis betont: „Kommunikation ist das Management von guten Beziehungen“. In jeder zwischenmenschlichen Beziehung sei Kommunikation das A und O. Daher sei es auch insbesondere unter Arbeitskollegen und zwischen Arbeitnehmern und der Chefetage wichtig, Dinge offen und ohne Zögern ansprechen zu können. „Nur auf diese Weise können Sie Missverständnisse, die größten Arbeitsklima-Killer, vermeiden“, so Bernd Slaghuis‘ Erfahrung.

POSITIVE FEHLERKULTUR

Fehler passieren – auch dem routiniertesten Arbeitnehmer und sogar dem Chef selbst. „Fehler unter den Teppich zu kehren, damit nichts auffällt, ist keine gute Lösung“, so Dr. Slaghuis. Statt Fehler zu vertuschen, sollten sie thematisiert und an Lösungen gearbeitet werden. Der Coach rät, „eine Fehlerkultur zu etablieren, die Fehler als Bestandteil der Arbeit zulässt.“

KONSTRUKTIVE FEEDBACKKULTUR

Nur durch Rückmeldungen können Mitarbeiter wie Chefs erkennen, worin ihre Stärken liegen oder inwieweit sie ihre Arbeitsweise optimieren können. Bernd Slaghuis empfiehlt daher die Integration einer „wertschätzenden Feedbackkultur“.

Mitarbeiter und Kollegen zu loben, sorgt für ein positives und motiviertes Miteinander. Gleichzeitig muss auch Kritik möglich sein – solange sie konstruktiv ist. „Insbesondere die Formulierung der Kritik ist ausschlaggebend: Sie sollten stets sachlich und respektvoll bleiben“, so Business-Coach Slaghuis.

SO VERBESSERST DU DAS ARBEITSKLIMA

Sowohl Arbeitnehmer als auch Führungskräfte können gezielt daran arbeiten, das Arbeitsklima zu verbessern. Bernd Slaghuis erklärt, wie beide Seiten zu einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre beitragen können.

ARBEITGEBER: 3 MASSNAHMEN FÜR EIN POSITIVES ARBEITSKLIMA 

Der Arbeitgeber beziehungsweise die Führungsetage schafft die Rahmenbedingungen für ein positives Arbeitsklima. Dr. Slaghuis nennt konkrete Maßnahmen, mit denen auch Chefs viel bewirken können.

1.BLEIBE MENSCHLICH

In manchen Unternehmen und der Chefetage geht das Bewusstsein für die Menschen, die hier arbeiten, verloren. „Viele Chefs degradieren ihre Mitarbeiter“, bemerkt Bernd Slaghuis und erklärt, worin die Gründe dafür liegen: „Das hat sicherlich etwas mit steigenden Anforderungen und auch einem Rückfall von Führungshierarchien zu tun.“  

Der Coach betont, Chefs sollten sich bewusstmachen, dass es sich bei ihren Mitarbeitern nicht nur um Namen auf einem Vertrag handelt, sondern um fühlende Wesen, die auch als solche behandelt werden möchten: „Es ist wichtig sich als Arbeitgeber mehr für die Menschen im Unternehmen zu interessieren“. 

2.ERKENNE UND NUTZE DIE STÄRKEN DEINER MITARBEITER

Aufrichtiges Interesse an den Mitarbeitern bedeutet auch „Mitarbeiter entsprechend ihrer Werte und Ziele einzusetzen und Potentiale richtig zu nutzen“, so Dr. Slaghuis. Wenn Du Dir als Führungskraft die Stärken jedes Mitarbeiters bewusst machst und anhand dieser die Aufgaben im Team verteilen, kannst Du mit zufriedeneren Arbeitnehmern rechnen.

So wird zum einen Frust vermieden, da Mitarbeiter auf diese Weise nicht Aufgaben ausgesetzt sind, die sie als belastend empfinden.

Zum anderen können sich die Arbeitnehmer entfalten und ihre Stärken gezielt einbringen. Die positive Folge: Deine Mitarbeiter werden produktiver und arbeiten besser.

3.VORSICHT VOR REIN MATERIELLER VERBESSERUNG

Viele Arbeitgeber locken zukünftige Mitarbeiter mit einem Kickertisch, der modernsten Kaffeemaschine und zahlreichen weiteren Dingen, die das Büroleben angenehmer gestalten sollen. Bernd Slaghuis warnt jedoch davor, rein Materielles dafür einzusetzen, um das Arbeitsklima zu verbessern. „Wenn der Chef zwar spendabel ist, aber weiterhin seine Haltung gegenüber den Mitarbeitern nicht stimmt, wird sich das Arbeitsklima auf lange Sicht nicht verbessern.“

zwei Arbeitskollegen

ARBEITNEHMER: IN 3 SCHRITTEN ZUM POSITIVEN ARBEITSKLIMA

Auch als Arbeitnehmer kannst Du einen wesentlichen Teil dazu beitragen, die Stimmung im Büro zu verbessern.

1.ÜBERNIMM SELBSTVERANTWORTUNG

Es ist ein Leichtes, die Schuld für ein schlechtes Arbeitsklima auf den Chef abzuwälzen und von ihm und den anderen Kollegen zu erwarten, dass sie für die Stimmung am Arbeitsplatz verantwortlich sind. „Viele Mitarbeiter überlegen nicht, was sie dazu beitragen können, damit sich ein Arbeitsklima verbessert“, so Bernd Slaghuis. „Bei einem guten Arbeitsklima tragen die Mitarbeiter auch Selbstverantwortung und können selbst dafür sorgen, dass das Arbeitsklima gut oder besser wird“.

Ein hoher Grad an Perfektionismus, fehlende oder unklare Kommunikation oder schlechtes Zeitmanagement: Geh in Dich und überlege selbstkritisch, inwieweit Du an Dir, Deinem Verhalten am Arbeitsplatz und Deiner Arbeitseinstellung arbeiten kannst, um für Dich selbst und andere ein positives Arbeitsklima zu schaffen.

2.BLEIBEN SIE RESPEKTVOLL

Es wird immer den einen oder anderen Kollegen geben, mit dem Du weniger gut auskommst als mit anderen. Trotzdem solltest Du auf einen respektvollen Umgang miteinander achten. Dazu gehört laut Bernd Slaghuis auch, auf Lästereien hinter dem Rücken von Kollegen zu verzichten.

Wenn Probleme bestehen oder Du Dich von etwas gestört fühlst, dann sprich es am besten direkt an. Nur so lassen sich mögliche Missverständnisse ausräumen und konstruktive Lösungen für Konflikte finden.

3.INTERESSIERE DICH FÜR DEINE KOLLEGEN

Der Kollege oder Chef explodiert wegen einer Nichtigkeit – doch bevor Du eine unfreundliche Antwort zurückschmetterst, halte kurz inne und fragen Dich: Warum hat mein Kollege so reagiert? Möglicherweise ist er gerade stark belastet, fühlt sich übergangen oder persönlich angegriffen: die Gründe können vielfältig sein und müssen nichts mit einer persönlichen Abneigung zu tun haben. Dr. Slaghuis betont, wie wichtig es sei, stets ein „ehrliches Interesse und Neugierde Kollegen gegenüber zu haben, denn das trägt erheblich zu einem guten Arbeitsklima bei“.

Der Business-Coach stellt zudem fest, dass „die heutige Dynamik Menschen dazu verleitet, oberflächlicher mit anderen Menschen umzugehen. Diese Oberflächlichkeit kann zu Missverständnissen führen“. Versuche also, Dich in Deine Kollegen hineinzuversetzen und ihre Einstellungen nachzuvollziehen.

Bei wiederkehrenden Auseinandersetzungen solltest Du das Problem ansprechen und gemeinsam eine Lösung finden. Ansonsten riskierst Du, dass Konflikte und Frustrationen erneut auftreten und das Arbeitsverhältnis auf Dauer belasten.

CHECKLISTE: 8 TIPPS FÜR EIN POSITIVES ARBEITSKLIMA

Aus dem Interview mit Dr. Slaghuis lassen sich zahlreiche praktische Schritte ableiten, mit denen Du das Arbeitsklima nachhaltig verbessern kannst. Die folgenden 8 Tipps von Dr. Slaghuis fassen die wichtigsten Punkte für ein gutes Arbeitsklima noch einmal kurz und knapp zusammen und können Arbeitnehmern sowie Arbeitgebern als Anregung dienen:  

  • Lasse andere Sichtweisen von Chefs und Kollegen zu 
  • Thematisiere Unklarheiten und Konflikte und finde gemeinsam mit den betreffenden Kollegen Lösungen
  • Suche nicht nach Schuldigen, sondern kläre Probleme gemeinsam mit den Verantwortlichen
  • Feiere Erfolge und nimm auch Freude und Spaß bei der Arbeit wahr
  • Fokussiere Dich weniger auf Probleme, sondern setze auf Lösungsdenken
  • Gehe offen auf Kollegen zu, frage um Rat oder biete Hilfe an
  • Arbeite gemeinsam im Team an Zielen statt auf Einzelkämpfertum zu setzen
  • Initiiere oder beteilige Dich an Team-Events, Ausflügen oder Geburtstagsfeiern: Gemeinsame Erlebnisse stärken den Teamgeist!

Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Slaghuis herzlich für das aufschlussreiche Interview!

Dr. Bernd Slaghuis

Dr. Bernd Slaghuis arbeitet als Karriere- und Business-Coach mit Angestellten und Führungskräften. Er steht für ein neues Karriereverständnis, Bewerbung auf Augenhöhe und gesunde Führung. Sein Blog „Perspektivwechsel“ zählt zu einem der meistgelesenen Karriere-Blogs in Deutschland. Außerhalb des Blogs schreibt er regelmäßig Kolumnen auf XING und für die WELT, hält Vorträge und gibt Workshops zur Führungskräfte- und Teamentwicklung.

WENN DIE UNZUFRIEDENHEIT ZU GROSS WIRD

offene Diskussionsrunde

Du fragst Dich immer wieder, ob Dein Job Sinn macht und ob es nicht besser wäre, etwas Anderes auszuprobieren? Dann lies auch unser Interview mit Dr. Bernd Slaghuis zum Thema „Ist mein Job sinnvoll?“ und erfahre, wie Du mit einer beruflichen Sinnkrise umgehen kannst.

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Bildnachweis: Titelbild: unsplash, Bild 2: © iStock / pixelfit, Bild 3: © iStock / TommL, Bild 4: ©iStock / g-stockstudio, Bild 5: ©iStock / g-stockstudio.

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