Bewerbungsschreiben: So wird Dein Einleitungssatz einzigartig gut!
Einleitungssatz in der Bewerbung: Tipps zum Schreiben des ersten Satzes
Was gehört in den ersten Satz Deiner Bewerbung?
Eine verbreitete Überzeugung ist, dass der erste Satz einer Bewerbung die Vorstellung der Person, die aktuelle Situation und einen möglichst eleganten Unternehmensbezug enthalten soll.
Das klingt erst einmal logisch. Beim Formulieren wird Dir aber schnell auffallen, dass es gar nicht zwingend notwendig ist, alles gleich im ersten Satz unterzubringen. Viel wichtiger ist, dass Du Dir vor dem Schreiben klar machst, dass der Recruiter in der Regel nur wenig Zeit aufwenden kann, um Deine Bewerbung zu sichten. Unsere Expertin Carolin Best weiß, dass der Einleitungssatz zu den schwersten Herausforderungen gehört: „Der erste Satz einer Bewerbung ist eine Klippe. Aber er ist eine Schwelle, über die fast alle Bewerber noch so lange gehen müssen, bis das Anschreiben vielleicht irgendwann ganz abgeschafft wird.“
Für den ersten Satz empfiehlt Best, dass es „grundsätzlich gut wäre, wenn der erste Satz bereits eine konkrete Aussage hat. Für das Anschreiben haben Bewerber nur begrenzt Platz, jedes Wort und jeder Satz sollte daher eine Botschaft enthalten. Recruiter haben kaum Zeit, die Anschreiben gründlich zu lesen. Daher gilt: kein Blabla, sondern gut zu lesende Sätze und prägnante Botschaften.“ Wichtig sei es außerdem, dass Du das Anschreiben nicht überfrachtest. Sag was Du kannst, aber übertreib es nicht!
So weckt Dein Einleitungssatz Interesse beim Personaler
Damit Dir als Bewerber der erste Satz nicht mehr ganz so schwer fällt und Du einen roten Faden in Deine Bewerbungsunterlagen bringst, hat Carolin Best einen praktischen Tipp für Dich: „Bevor man den Einleitungssatz, bzw. das gesamte Bewerbungsschreiben formuliert, hilft es, seinen Lebenslauf ganz klar vor Augen zu haben und sich ein Bild davon zu machen, welche Geschichte Du damit erzählen willst.“
Bewerber sollten sich klar machen, „was welche (berufliche) Station in ihrem Leben ihnen gebracht hat und wohin sie die Stationen womöglich geführt haben“. Erst dann könne ein stimmiges Bild im Bezug „auf Stärken, Qualifikationen und Kompetenzen“ entstehen. So kannst Du, laut Frau Best, auch herausfinden, was Du gut kannst und was Du in Zukunft machen willst.
„Es müssen nicht alle dauernd für ihre Arbeit brennen, aber wenn ich weiß, was ich will und was ich kann, dann kann ich das auch ganz klar in meiner Bewerbung ausdrücken.“
Wichtig sei für die Bewerbung zudem „mit seinen Qualifikationen zu punkten und dies am besten gleich im Einleitungssatz bzw. in den ersten Absätzen. Danach kann man die berufliche Veränderung begründen, beispielweise bei einem Wechsel von einer Firma zur anderen.“
Tendenziell gäbe es beim Einleitungssatz aber „kein richtig oder falsch. Viele Wege führen nach Rom“, so die Expertin, „und außer ein paar wenigen Anhaltspunkten hängt viel von der jeweiligen Personalabteilung ab. Hat der Recruiter viel oder wenig Zeit? Mit einer überzeugenden Begründung, warum die Stelle genau die richtige ist, und einer gut und sorgfältig gestalteten Bewerbung – das heißt ein einheitliches Layout für Anschreiben, Lebenslauf und nach Möglichkeit auch dem Deckblatt für Zeugnisse – können Bewerber ihre Chancen erhöhen.“
Nutzen-Argumentation anwenden
„Sie bekommen mit mir einen verlässlichen Partner, der hervorragend verschiedene Schnittstellen koordinieren kann“ oder „Profitieren Sie von meinem analytischen Verstand“: Im Laufe der Bewerbung, so Best, können solche Formulierungen den ersten Satz ein bisschen ausgleichen – sofern dieser nicht ganz so geglückt sein sollte. Denn das „Übersetzen der Formulierungen in eine Nutzen-Argumentation ist bereits zwei Drittel der Miete.“ Dies könne ein Bewerber, laut Best, aber nur schaffen, wenn er sich über seinen Lebenslauf und seinen Nutzen im Klaren ist.
Bei jeder Bewerbung, egal ob auf eine offene Stelle oder wenn es sich um eine Initiativbewerbung handelt, gilt nach Frau Best: „ʻIch bewerbe mich als…ʼ ist kein starker Einstieg. Das gehört in den Betreff. Wenn die Bewerber den ersten Satz etwas flotter gestalten wollen, sollten sie gedanklich voll beim Unternehmen sein und nicht bei sich. Das heißt: Was braucht mein zukünftiger Arbeitgeber? Hinweise dazu gibt es entweder in der Stellenanzeige oder auf der Unternehmenswebseite.“
Ansprechend mit dem ersten Satz überzeugen
Um dann den Inhalt Deines Bewerbungsschreibens und vor allem des Einleitungssatzes möglichst ansprechend zu gestalten, solltest Du Dir die Infos aus der Anzeige und der Webseite genauer ansehen. Carolin Best empfiehlt Dir, genau zu überlegen, was Dich daran interessiert: „Was spricht mich besonders an? Wenn sich Bewerber darüber im Klaren sind und es auch sprachlich ausdrücken können, wirken Formulierungen ganz anders. Ein Beispiel wäre hier: ʻIch möchte für Sie mehr leisten als (Info aus der Stellenanzeige), sondern Ihr Unternehmen als Pressesprecherin vor allem mit für Sie wichtigen Stakeholdern zusammenbringenʼ“ – so zeigst Du, dass Du Dich mit der Stelle und der Tätigkeit beschäftigt hast.
Ein weiterer Tipp der Karriereberaterin: „Bewerber sollten nicht ausschließlich aus der Ich-Perspektive heraus zeigen, was sie bisher schon erreicht haben, sondern den Schwerpunkt darauf legen, wie sie die ausgeschriebene oder gewünschte Position ausfüllen möchten.“
Damit Du gleich im Einleitungssatz einen bleibenden Eindruck hinterlässt, rät Frau Best auch dazu Dir vorzustellen, Du hättest die Position bereits. Darauf aufbauend kannst Du kurz beschreiben, wie Du die Stelle ausfüllen würdest oder was Du Dir für eine Tätigkeit davon erhoffst. Dabei musst Du Dich nicht auf die angegebenen Tätigkeiten aus der Stellenbeschreibung beschränken.
6 Expertentipps für den Einleitungssatz Deiner Bewerbung
Damit Dein Einleitungssatz optimal ankommt, hat Karrierecoach Carolin Best sechs konkrete Tipps für Dich:
1. Super kreativ oder lustig sein ist kein Muss
Eindruck hinterlassen, ja, aber nicht um jeden Preis: Liegt Dir kreatives Schreiben nicht, dann lass es lieber sein. Für eine Ingenieursstelle musst Du wahrscheinlich eher keine kreativen Fließtexte schreiben können. Das Gleiche gilt für witzige Anschreiben. Die Bewerbung muss zu Dir passen. Tut sie das nicht, fliegt es allerspätestens im Bewerbungsgespräch auf.
2. Vorsicht bei der Nutzung von Zitaten
Verwendete Zitate müssen zu Dir und zur Stelle passen. Du kannst Zitate für Deinen Einstieg nutzen, musst es aber nicht. Steigst Du mit einem unpassenden Zitat ein oder kennst womöglich den Hintergrund des Zitatgebers nicht, kann das schnell falsch ankommen und im Zweifel peinlich oder unangenehm für Dich werden. Daher gilt: Das Zitat muss sorgfältig ausgewählt werden und perfekt zur Stelle und zu Dir passen. Du solltest dazu eine „Geschichte“ erzählen können.
3. Alle Hinweise von der Webseite und aus der Stellenanzeige nutzen
Zeige, dass Du Dich intensiv mit dem Unternehmen und der Stelle auseinandergesetzt hast und weißt, dass Du genau für diese Firma arbeiten möchtest.
4. Überlege, warum Du Dich bewirbst
Warum bewirbst Du Dich? Willst Du Dich nur irgendwie verändern oder ist es wirklich das Unternehmen mit genau der Stelle, die Dich reizt? Sei Dir im Klaren darüber, was Du willst. Merkst Du beim Schreiben der Bewerbung, dass Du Dir gar nicht sicher bist, ob die Stelle wirklich zu Dir passt, solltest Du noch mal überlegen, ob eine Bewerbung sinnvoll ist. Denn: Lieber weniger Bewerbungen und diese spezifisch und genau zugeschnitten, als viele oberflächliche Bewerbungen.
5. Nimm Dir Zeit
Spezifische Bewerbungen kosten Zeit und bedeuten jede Menge Arbeit. Das sollte Dir Dein zukünftiger Job aber Wert sein, vor allem dann, wenn es genau die Position ist, die Du Dir wünschst.
6. Lass Deine Bewerbung von jemandem korrigieren
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber längst nicht Normalität: Lass‘ Deine Bewerbung von einer anderen Person korrigieren. Recruiter legen sehr viel Wert auf Sorgfalt. Sind in Deiner Bewerbung zu viele Rechtschreibfehler oder ist die Zeichensetzung häufig falsch, kann das einen negativen Eindruck hinterlassen. Eigene Fehler sieht man nicht immer, hol‘ Dir daher für die Korrektur gerne Hilfe.
No-Gos beim Einleitungssatz
Damit Dir das Schreiben des Einleitungssatzes etwas leichter fällt, kannst Du zusätzlich auf folgende Dinge achten:
- Verwende keine Floskeln.
- Verzichte auf Worthülsen.
- Versprich nichts, was Du nicht halten kannst.
- Stelle keine rhetorischen Fragen (bspw. „Sie suchen eine kompetente Assistenz für Ihre Geschäftsführung?“).
- Käue keine bereits bekannten Infos über die Firma wieder.
- Versuche endlos lange Sätze zu vermeiden.
Aber: Wirkliche No-Gos gibt es eigentlich nicht. Es hängt stark von der Stelle und den Ansprüchen ab!
Maschine oder Recruiter: Wer liest den Einleitungssatz?
Ja, zum Teil lesen bereits Maschinen Bewerbungen. Eine automatisierte Vorauswahl kannst Du daher nicht immer ausschließen. Große Unternehmen verlangen meist eine Bewerbung über das hauseigene Online-Bewerbungsportal. Hier kann Deine Bewerbung anhand zusätzlich eingetragener Daten vorselektiert werden – bei großen Konzernen auch maschinell.
Für die meisten Unternehmen arbeiten aber immer noch echte Menschen, die sich mit den Bewerbungen auseinandersetzen und Entscheidungen schnell treffen müssen. Daher hängt auch viel davon ab, zu welchem Zeitpunkt Deine Bewerbung auf dem Tisch des Recruiters landet. Ist Dein Anschreiben Nummer 85 an diesem Tag, stehen Deine Chancen vermutlich schlechter als bei Nummer 2. Daher gehört auch immer ein Quäntchen Glück im Bewerbungsprozess dazu.
Bleibe „menschlich“
Zu guter Letzt solltest Du Dir beim finalen Durchlesen Deiner Bewerbung noch mal verinnerlichen, dass Du und der Recruiter auch nur Menschen seid. Klar sollen positive Eigenschaften in der Bewerbung überwiegen, aber übertreib es nicht. Manchmal ist weniger mehr, daher trag nicht zu dick auf. Das gilt übrigens auch für Deine Gehaltsvorstellungen.
Wenn Du gerade auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber bist, dann findest Du in der AVANTGARDE-Jobbörse viele spannende Stellen. Mehr Infos und Hilfe für Deine Bewerbungen bekommst Du in unseren Magazinbeiträgen:
- Bewerbung aus der Festanstellung
- Das perfekte Anschreiben
- Initiativbewerbungen schreiben
- Bewerbungstipps für Quereinsteiger
- Bewerbungstipps für ältere
- Soft-Skills für die Bewerbung
- Lebenslauf
- Tipps für die Video-Bewerbung
Wir wünschen Dir viel Spaß beim Informieren und Bewerben!
An dieser Stelle möchten wir uns auch ganz herzlich für das Interview mit Carolin Best bedanken.
Bildnachweis: Titelbild: © gettyimages.de/Eva Katalin Kondoros; Bild 2: © Katja Zimmermann; Bild 3: © gettyimages.de/AndreyPopov Bild 4: © gettyimages.de/kupicoo; Bild 5: © gettyimages.de/agrobacter; Bild 6: © gettyimages.de/Urupong; Bild 7: © gettyimages.de/AndreyPopov.