Shit happens: Von der Fehlerkultur zur Lernkultur – So geht’s!
Das Wichtigste zu Fehlern und Fehlerkultur auf einen Blick
Was ist ein Fehler?
Ein Fehler bezeichnet ein unerwünschtes Ereignis (beispielsweise in einem Unternehmen). Ein Fehler kann durch individuelle Nachlässigkeit entstehen oder aber auf einen Fehler im System zurückzuführen sein.
Was ist eine positive Fehlerkultur?
Unternehmen, die eine positive Fehlerkultur praktizieren, haben eine bestimmte Grundhaltung gegenüber Fehlern. Mitarbeiter dürfen ausdrücklich Fehler machen und darüber sprechen, ohne Strafen fürchten zu müssen.
Warum ist eine Fehlerkultur wichtig?
Eine konstruktive Fehlerkultur im Unternehmen ist wichtig, da sie die Chance zu Verbesserungen birgt und die Arbeitsmotivation der Mitarbeiter steigert. Denn nur wer Fehler macht, kann daraus lernen. Auch im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit einer Organisation sollte der offene Umgang mit Fehlern begrüßt werden.
Definition: Was versteht man unter einer Fehlerkultur beziehungsweise Feedbackkultur?
„Zeigen Sie mir jemanden, der noch keinen Fehler gemacht hat, und ich zeige Ihnen einen Menschen, der noch nie etwas geleistet hat.“ (T. Roosevelt)
Allzu oft heißt es in Unternehmen noch vorwurfsvoll „Wer hat diesen Fehler gemacht?“ anstatt „Wie konnte es zu diesem Fehler kommen?“, um die Ursache für einen Fehler herauszufinden und diesen künftig zu vermeiden.
Was ist ein Fehler?
Bevor man definieren kann, was eine Fehlerkultur ist, muss zunächst geklärt werden, was überhaupt ein Fehler ist. Unter einem Fehler versteht man landläufig das Auftreten eines unerwünschten Ereignisses (zum Beispiel die Verzögerung eines Projekts oder die Verursachung eines finanziellen Schadens für die Firma), das entweder individuell begründet ist (Unkenntnis, Nachlässigkeit oder Absicht) oder auf einen Fehler im System hinweist.
Was ist eine Fehlerkultur?
Eine Fehlerkultur beschreibt, wie der Umgang mit Fehlern und deren Folgen innerhalb eines Unternehmens beziehungsweise einer Gruppe von Menschen ist.
Wichtig: Nicht jeder Fehler ist eine Lernchance. Fehler, die zum Beispiel aus Sorglosigkeit oder Vorsatz begangen werden, müssen auch entsprechende Konsequenzen haben – gleiches gilt, wenn derselbe Fehler mehrmals begangen wird.
Der Umgang mit Fehlern hängt auch von der Kultur ab. So gibt es Länder, in denen Scheitern fast schon zum guten Ton gehört, beispielsweise in den USA. Steve Jobs ist ein Paradebeispiel: Bevor der Apple-Gründer seine revolutionären Produkte erfand, die viele Menschen heute im Alltag nutzen, lieferte er auch einige Misserfolge ab. Aber er ließ sich dadurch nicht beeindrucken und nutzte die Erfahrung aus den gemachten Fehlern, um die Qualität seiner Produkte weiter zu verbessern.
Definition: Was ist Fehlermanagement?
Fehlermanagement fördert einen offenen Umgang mit Fehlern, damit diese in der Zukunft verhindert werden. Unternehmen mit einem aktiven Fehlermanagement betreiben systematisch Fehlerprävention, Fehlererkennung, Fehlerdiagnose und -bewertung und leiten angemessene Gegenmaßnahmen ein, um mögliche schwerwiegende Folgen von Fehlern zu minimieren.
Woher kommt die Angst vor Fehlern?
Die bestehende Fehlerkultur in Deutschland ist vom Taylorismus geprägt, einem System wissenschaftlicher Betriebsführung, dessen Schwerpunkt auf dem Vermeiden von Fehlern lag. Laut Führungskräfte-Coach Antje Heimsoeth wurden wir schon in der Schule dazu erzogen, uns in erster Linie auf unsere Fehler zu fokussieren und nicht auf das, was wir gut gemacht haben. Das habe unsere Sichtweise auf Arbeitsergebnisse beeinflusst.
Wen wundert es daher, dass es in „Deutschland einfacher ist, Forschung über das Sexualverhalten älterer Manager zu betreiben als über ihre Fehler“, so Michael Frese von der Universität Lüneburg. Der Forscher verglich die Toleranz für Fehler in 61 Ländern weltweit, Deutschland landete auf dem vorletzten Platz – schlechter war nur noch Singapur.
Im Rahmen einer EY-Studie zum Thema Fehlerkultur im Jahr 2018 waren 57 % der Angestellten der Ansicht, dass Fehler im Unternehmen nicht zugegeben werden, weil sie fürchten, als Überbringer schlechter Nachrichten zum Bauernopfer zu werden. Laut der Befragung glauben 66 % der Führungskräfte, dass bei ihnen offen über alles geredet werden kann – diese Ansicht teilen allerdings nur 42 % der Mitarbeiter. Verständlich, dass demnach auch nur 35 % der Angestellten sich von ihren Vorgesetzten motiviert fühlen, neue, aber vielleicht riskantere Wege im Arbeitsalltag einzuschlagen.
7 Gründe, warum ein positiver Umgang mit Fehlern im Unternehmen wichtig ist
Du weißt nun, was man unter einer Fehlerkultur und Fehlermanagement versteht und warum Scheitern in den Köpfen von Führungskräften schlicht und einfach nicht existiert. Wir präsentieren Dir im Folgenden 7 Gründe, warum Du Dein Mindset ändern und mit Fehlern offen und konstruktiv umgehen solltest.
1. Kontinuierliche Verbesserung wird möglich
Fehler sind nötig, denn nur so können Produkte und Entwicklungsprozesse langfristig verbessert werden. Im Toyota-Produktionssystem ist jeder Mitarbeiter dazu angehalten, an seinem Arbeitsplatz selbst mit kleinen Optimierungsmaßnahmen kontinuierlich zur Verbesserung des Systems beizutragen. Deshalb ist es wichtig, dass die Belegschaft zu eigenverantwortlichem Arbeiten angehalten wird, indem Du ihnen Vertrauen entgegenbringst. So werden sie nicht nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern sich für ihre Arbeit auch verantwortlich fühlen und ebenfalls nach Möglichkeiten suchen, Fehler und Ineffizienzen zu reduzieren.
2. Effizientes Arbeiten wird gefördert
Verabschiede Dich noch heute von Deinem Perfektionismus-Denken. Dieses frisst nur unnötig viel Zeit und kostet Dir die letzten Nerven. Kennst Du das Prinzip von Pareto? Demnach erzielst Du 80 % Deiner Ergebnisse in 20 % der aufgewendeten Zeit. Arbeitest Du noch länger an einer Aufgabe weiter, wird Deine Effizienzkurve schlechter. Mach Dich stattdessen im Alltag vor Deinen Mitarbeitern lieber für das Motto „Gut statt perfekt“ stark. Achtung: Manchmal braucht es auch 100 % Perfektion bei der Arbeit. Denke beispielsweise an einen Chirurgen, wo ein Fehler in der Tat tödlich sein kann.
3. Arbeitsmotivation und Selbstwertgefühl gehen sonst flöten
Wenn Du einem Mitarbeiter Vorwürfe machst, weil er einen Fehler gemacht hat, ist das wenig förderlich für Arbeitsmoral und Selbstwertgefühl. Denn diese Art der Fehlerkultur fördert nur die Angst vor dem erneuten „Scheitern“ und blockiert garantiert jegliche Kreativität.
4. Fehlerbehebung wird erleichtert
Kann in Deinem Unternehmen offen über Fehler geredet werden, erleichtert das die Fehlerbehebung ungemein. Oft entsteht der eigentliche Schaden erst dadurch, dass versucht wird, einen Fehler auszusitzen, anstatt die negativen Folgen des gemachten Fehlers zu begrenzen. Denk dran: Härtere Strafen verhindern keine Fehler, sie fördern stattdessen ihre Vertuschung. Du reagierst verärgert, hilflos oder wütend, sobald Dir ein Mitarbeiter einen Fehler gesteht? Nimm das zum Anlass, die momentane Fehlerkultur im Unternehmen zu überdenken.
5. Innovation wird ermöglicht
Fehler machen ist in modernen Unternehmen bei Entwicklungsprozessen unvermeidlich, nur so können überhaupt innovative Produkte entstehen. Diese Neuheiten braucht ein Betrieb heutzutage, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Angst vor Fehler lähmt allerdings die kreativen Zellen im Gehirn; Perfektion und Innovation schließen sich aus. Laut Andreas Gebhardt ist der größte Fehler im Leben eines Menschen, was sie am längsten bereuen, dass sie sich etwas gar nicht erst getraut haben. Er ermuntert die Menschen, risikobereiter zu werden und sich nicht von Ängsten vor Fehlern leiten zu lassen. Werner Vogels, CTO von Amazon Web Services, erzählte in einem Interview mit brandeins, wie bei dem Amazon-Unternehmen „Querdenker“ ermutigt werden, neue Ideen umzusetzen: Kritiker müssten ihre Einwände auf sechs Seiten schriftlich niederlegen und würden sich das bei einem lediglich schlechten Bauchgefühl zweimal überlegen.
6. Souveräner Umgang mit Kritik ist an der Tagesordnung
Durch das Unvermögen, Kritik produktiv äußern zu können, entstehen oftmals Konflikte, die eine engagierte Aufgabenerfüllung manchmal enorm behindern. Die Fähigkeit, Feedback und Kritik nicht verletzend zu formulieren und auch empfangen zu können, ist für Veränderungsprozesse zentral und muss ständig geübt werden.
7. Fehler lassen sich für das Marketing nutzen
Mit Fehlern werben? Warum nicht! Mit Storytelling kannst Du Verbrauchern die Botschaft vermitteln, wie schwierig manche Probleme sind und wie viele Fehlschläge es gebraucht hat, bis endlich ein Modell den strengen Anforderungen Genüge getan hat und in den Verkauf gelangen konnte. Natürlich wird die Werbetrommel nicht während der Entwicklung des Produkts gerührt, sondern erst nach erfolgter Markteinführung.
Folgen einer negativen Fehlerkultur
Eine negative Fehlerkultur hat ernsthafte Konsequenzen für die Entwicklung eines Unternehmens.
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Demotivation bei MitarbeiternSeit fast 20 Jahren untersucht Gallup die emotionale Bindung der Mitarbeiter eines Unternehmens an ihren Arbeitgeber. Der erschreckende Befund: Rund zwei Drittel der Beschäftigten machen Dienst nach Vorschrift und fühlen sich kaum an ihr Unternehmen gebunden. 16 % stellen gar keine Bindung mehr zu ihrem Unternehmen fest und haben innerlich schon gekündigt. Dies ist auch auf eine Fehlerkultur zurückzuführen, die Fehler nur mit Sanktionen belegt. Letztlich führt negatives Feedback zu noch mehr Stress, Leistungsdruck und ungesundem Perfektionismus.
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Negatives Feedback bremst EigeninitiativeEine Rückmeldung zu geleisteter Arbeit zu bekommen, ist für Mitarbeiter von großer Bedeutung. Denn erhält man kein Feedback, kann man die eigene Leistung nur schwer einschätzen. Wird auf Fehlinvestitionen oder falsche Einschätzungen allerdings nur mit Kritik reagiert, traut man sich künftig vielleicht nicht mehr, risikoreichere Entscheidungen zu treffen. Denn schließlich könnte man ja scheitern. So sind aber alle innovativen Ideen im Vorhinein zum Scheitern verurteilt. Wusstest Du, dass Teflon durch Zufall entdeckt wurde? Ein Chemiker hatte mit Kältemittel experimentiert und sie zu lange gelagert. Schließlich fand er in der Glasflasche farblose Krümel vor – die Geburtsstunde des Teflons.
Gallup Engagement Index
Ein Blick in die umfangreiche Studie von Gallup lohnt sich!
Ohne Fehler kein Erfolg: 6 Praxis-Tipps, wie Du eine positive Fehlerkultur in Deinem Unternehmen etablierst
Die Vorteile einer konstruktiven Fehlerkultur haben Dich überzeugt und Du möchtest als Führungskraft zum Vorreiter einer anderen Art des Umgangs mit Fehlern im Unternehmen werden? Wir geben Dir 6 Praxis-Tipps zum Start mit auf den Weg.
1. Mach den ersten Schritt
Gehe bei der Einführung einer offenen Fehlerkultur im Unternehmen mit gutem Beispiel voran. Als Führungskraft trägst Du entscheidend zur Gestaltung der Unternehmenskultur bei. Erinnerst Du Dich an einen eigenen Fehler, der durch seine Folgen längerfristige Maßnahmen nötig machte? Wenn Du dieses Beispiel den Mitarbeitern erzählst, zeigst Du ihnen, dass Fehler menschlich sind und bei rechtzeitiger Offenlegung besser eingedämmt werden können. Du wirst sehen: Dieser offene Umgang mit Fehlern wird Deinen Mitarbeitern Respekt einflößen. Lobe auch Mitarbeiter, wenn sie sich mit einem Fehlereingeständnis vertrauensvoll an Dich wenden.
2. Halte die neue Grundhaltung schriftlich fest
Halte den produktiven Umgang mit Fehlern schriftlich für alle fest. Formuliere Eure neue Grundhaltung in der Firmenphilosophie oder Euren Core Values: Mitarbeitern ist es erlaubt, Fehler zu machen und darüber zu sprechen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Das gibt Sicherheit und schafft Vertrauen unter den Mitarbeitern. Außerdem kann sich auch jeder jederzeit auf diese Grundsätze berufen.
3. Gib wertschätzendes Feedback
Damit aus Fehlern gelernt werden kann, solltest Du über die Einrichtung von 360 Grad Feedback im Unternehmen nachdenken. In solchen Meetings sollte in vertrauensvoller Atmosphäre eine Kommunikation ohne Schuldzuweisung stattfinden und offen über Ursachen, Folgen und Beseitigung von Fehlern gesprochen werden können. Fokussiere Dich nicht nur auf Fehler und Defizite, sondern sehe immer auch die positiven Leistungen. Nur so kann ein Lernprozess angestoßen und die Arbeit zukünftig fehlerfrei gestaltet werden.
Eine offene Feedbackkultur, die vor allem der Generation Z wichtig ist, ist allerdings keine Einbahnstraße: Nicht nur Du solltest Deinen Mitarbeitern Rückmeldung zu ihrer Arbeit geben, sondern diese sollten auch Dir Feedback zu Deinen Zielen und Fehlern geben dürfen. Das fördert nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrem Job, sondern hilft letztlich der Weiterentwicklung des Unternehmens. Welche Rolle dabei eine Plattform wie z. B. Culture Amp spielen kann, erfährst Du weiter unten.
4. Feiere Deine FuckUps
Fehler passiert? Shit happens! Feiere die kleinen und großen Fehler in Deinem Unternehmen. Egal ob Fuck Ups in agilen Organisationen oder Lernrunden in traditionellen Unternehmen: Wichtig ist, dass Ihr Euch an einen Tisch setzt, wo Fehler und Fehlschläge das normalste auf der Welt sind und Ihr voneinander lernt.
Wichtig: Wer vor den Kollegen sprichwörtlich die „Hosen runterlässt“ genießt Immunität. Das bedeutet: Seine Offenheit darf in keinem Feedback oder in keiner Gehaltsverhandlung gegen ihn verwendet werden. Egal ob Fuck Ups in agilen Organisationen oder Lernrunden in traditionellen Unternehmen: Wichtig ist nur, dass Ihr Euch an einen Tisch setzt, wo Fehler und Fehlschläge das normalste auf der Welt sind und Ihr voneinander lernen könnt.
5. Biete einen transparenten Umgang mit Fehlern
Wie weiter oben bereits erwähnt: Angst hält Mitarbeiter davon ab, ihre Fehler einzugestehen. Schließlich weiß man nicht, welche Folgen das fehlerhafte Handeln haben wird. Begegne dieser Angst als Vorgesetzter mit Sicherheit. Führe ein transparentes Verfahren ein, wie der Umgang mit Fehlern im Unternehmen ist und stelle diese Informationen allen Mitarbeitern zur Verfügung.
6. Analysiere Fehler nüchtern
Das Kind ist in den Brunnen gefallen, der Fehler geschehen und der Mitarbeiter steht mit hochrotem Kopf vor Dir? Jetzt gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Finde ohne Schuldzuweisungen heraus, was genau passiert ist, wie es dazu kommen konnte und was getan werden kann, damit sich dieser Fehler künftig nicht mehr wiederholt. Auch wenn es Dir im ersten Moment vielleicht schwerfallen mag: Trenne bei der Analyse unbedingt Person und Problem voneinander!
Die 3 Dont’s im Umgang mit Fehlern im Betrieb
Wenn Du eine neue Fehlerkultur im Unternehmen etablieren willst, nimm Dir unbedingt diese 3 Dont’s im Umgang mit Fehlern Deiner Mitarbeiter zu Herzen.
1. Sündenbock suchen
Fehler sind tabu – das ist noch immer die vorherrschende Meinung in nicht wenigen Unternehmen. Die Folge: Passiert doch einmal etwas, begibt man sich umgehend auf die Suche nach einem „Schuldigen“, um einen Sündenbock zu haben, den man an den Pranger stellen kann. Der Fehler wird an einer Person festgemacht, anstatt wie in einer konstruktiven Fehlerkultur nüchtern zu analysieren, wie es zu dem Fehler kommen konnte. Das führt dazu, dass das Selbstwertgefühl des Mitarbeiters unter der Anschuldigung leidet und er alles tun wird, um ein erneutes „Scheitern“ in jedem Fall zu verhindern.
2. Micromanagement
Ein Mitarbeiter hat ein Projekt in den Sand gesetzt? Das ist in der Tat ärgerlich. Doch Deine Reaktion als Führungskraft sollte jetzt nicht sein, dem Kollegen künftig bei jeder Tätigkeit genauestens auf die Finger zu schauen. Denn dieser Mangel an Vertrauen wirkt sich ansonsten negativ auf die Job-Zufriedenheit des Kollegen aus und bewegt ihn möglicherweise früher oder später zu einer Kündigung.
3. Vorwürfe machen
Die Projektdeadline wurde gerissen? Ein Teammitglied hat ein Projekt verbockt? Kommt vor und ist sicher auch Dir als Führungskraft schon mal passiert. Reite nicht tage- oder sogar wochenlang auf dem Fehler herum, sondern überlegt gemeinsam, wie Ihr es gemeinsam in Zukunft besser machen könnt. Gab es vielleicht eine fehlerhafte Kommunikation im Team? Dann könnte ein Tool, das Projekte dokumentiert (beispielsweise Asana oder Jira), hier Abhilfe schaffen. Passierte der Fehler, da der Mitarbeiter nicht ausreichend geschult war? Dann sollte eventuell über eine Weiterbildung nachgedacht werden.
Positive Fehlerkultur: Best practice AVANTGARDE Experts
Mit gutem Beispiel für eine positive Fehler- und Feedbackkultur geht AVANTGARDE Experts voran. Im Unternehmen wurde das Tool „Culture Amp“ eingeführt, das Feedback und Bewertungen für alle Angestellten nun digital möglich macht. Sophia Walter, HR-Managerin Personalentwicklung bei AVANTGARDE Experts, beantwortet im Folgenden Fragen zum Tool und erklärt die positiven Auswirkungen auf die Fehler- und Lernkultur im eigenen Unternehmen.
1. Warum habt Ihr „Culture Amp“ eingeführt?
Durch die Einführung von „Culture Amp“ leben wir die in unseren Core Values verankerte Feedbackkultur. Wir erhalten so transparente Einblicke in das Unternehmen und die einzelnen Abteilungen und können dadurch bessere Entscheidungen treffen sowie frühzeitig negativen Entwicklungen vorzubeugen. Das Tool hilft uns dabei, ein besseres Verständnis für unsere Mitarbeiter zu entwickeln, indem es Feedback- und Bewertungsprozesse digitalisiert. Damit können wir sowohl das Unternehmen als auch jeden einzelnen Mitarbeiter stetig weiterentwickeln.
Mitarbeiter können sich dank „Culture Amp“ abteilungs- und hierarchieübergreifend Gehör verschaffen, indem sie im Rahmen einer Mitarbeiterumfrage ein vertrauliches/anonymes Feedback an das Unternehmen senden oder ihren Kollegen sowie Vorgesetzten im 360°C Bereich direktes Feedback geben – unter Einhaltung der Kommunikationsregeln versteht sich. Das Feedback wird konstruktiv, motivierend und zielführend adressiert, kann aber auch direkt eingefordert werden, wenn Feedback, zum Beispiel von einem Vorgesetzten, ausbleibt. Weiterhin nutzen wir die Möglichkeit im Tool, die eigenen Ziele der Mitarbeiter zu visualisieren und Beurteilungsgespräche digital abzubilden, wie zum Beispiel ein Jahresgespräch – streng vertraulich zwischen Mitarbeiter und Führungskraft versteht sich.
2. Welche Auswirkungen kann „Culture Amp“ auf die Fehlerkultur im Unternehmen haben?
Wir erhoffen uns durch „Culture Amp“ zwei Dinge: Der Mitarbeiter erhält ein direktes und dokumentiertes 360-Grad-Feedback. Dadurch soll ein Selbstreflexionsprozess in Gang gesetzt werden. Erhält beispielsweise ein Mitarbeiter häufiger und von verschiedenen Kollegen ein negatives Feedback zu seiner Arbeitssorgfalt, wird er versuchen, das von sich aus zu verbessern. Mitarbeitern fällt es häufig schwer, sich selbst zu beurteilen: “Was mache ich besonders gut, wo liegen meine Stärken?“. Hier helfen die Feedbacks der Kollegen, eigene Stärken bewusst wahrzunehmen. Ebenso die Lernfelder. Da die Mitarbeiter aber im „driver seat“ für ihre eigene Entwicklung sitzen, ist es sehr wichtig seine Stärken und Lernfelder zu kennen. In „Culture Amp“ kann man sich als Mitarbeiter dann auch eigene Ziele setzen und diese visualisieren.
Im Management werden wir dank „Culture Amp“ auf strukturelle und auf Führungsthemen aufmerksam und können so schneller und besser analysieren, ob wir zum Beispiel Ressourcen neu zuweisen müssen oder Prozessänderungen vornehmen sollten.
3. Wie geht Ihr bei AVANTGARDE mit Fehlern um?
Die Arbeitsautonomie bei AVANTGARDE Experts ist generell sehr hoch und wir haben viele junge Kollegen mit wenig Berufserfahrung beschäftigt, wo ganz natürlich Fehler entstehen. Mitarbeiter werden grundsätzlich ermutigt, eigeninitiativ tätig zu werden und Chancen zu ergreifen. Entrepreneurship ist einer unserer Unternehmenswerte. Entrepreneurship heißt auch, Risiken einzugehen, wenn sich Chancen ergeben. Fehler gehören dabei ganz natürlich dazu. Allerdings ist immer abzuwägen, um welche Art von Fehler es sich handelt und wie schwer dieser wiegt. Und: Entstand der Fehler aufgrund eigener Nachlässigkeit oder ist er strukturell bedingt? Bei letzterem gehen wir gezielt in die Analyse und prüfen zum Beispiel, ob ein Mitarbeiter auch ausreichend Zeit für die Erledigung seiner Aufgabe hatte.
Lass Fehler zu einem unschlagbaren Asset für Dein Unternehmen werden
Zu einem echten Asset und Wettbewerbsvorteil werden Fehler (nicht: Fehlverhalten) für Unternehmen und Dich als Führungskraft erst, wenn sich die Organisation von einer Fehlerkultur in eine Lernkultur verwandelt. Das heißt: Die Rahmenbedingungen im Unternehmen machen ein angstfreies Scheitern und Lernen möglich. Dazu zählen unter anderem eine wertschätzende Feedbackkultur, ein nüchternes Analysieren von Fehlern und ein transparenter Umgang mit Scheitern. Wichtig: Sei geduldig und probiere aus – auch wenn nicht gleich alles auf Anhieb klappt.
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