Im Interview mit Freelancer Florian

„Mit 50 Jahren vom Großkonzern in die Selbständigkeit als Freelancer.“

Welche Projekte betreust Du aktuell als Freelancer? 
Was hast du in der Vergangenheit gemacht?

Aktuell beansprucht mich zeitlich besonders ein großes, exklusives Kundenevent für ein IT-Beratungsunternehmen, das ich mitorganisiere. Interessant dabei ist, dass dieses Networking-Event exklusiv für einen Kunden des Unternehmens konzipiert ist und der gesamte Content darauf ausgerichtet wird. Diese Freelancing-Tätigkeit bereitet mir aktuell viel Freude, insbesondere aufgrund der angenehmen Unternehmenskultur meines Auftraggebers.

Seit wann bist Du als Freelancerin tätig?

Seit Sommer 2020

Was waren für Dich Beweggründe, um als Freelancer zu arbeiten?

Mit etwa 50 Jahren stand ich an einem Punkt meiner Karriere, an dem ich mich fragte, wie es weitergehen soll. Einerseits sind die Aufgabenbereiche im Konzern immer sehr genau definiert, um sicherzustellen, dass jeder in seiner "Spur" bleibt. Andererseits bestand der Wunsch, neue Unternehmen und Branchen kennenzulernen.

In den letzten drei Jahren als Freelancer konnte ich in Unternehmen verschiedenster Größenordnungen sowohl strategisch beratend tätig werden als auch abwechslungsreiche Projekte operativ  betreuen. Diese Flexibilität in den Aufgaben und die Vielfalt der Unternehmen wären in einer Festanstellung oder in einer Agentur kaum möglich. Beispiele für Branchen, in denen ich tätig war, sind die Immobilienbranche, Haushaltsgeräte, Medizintechnik, IT-Beratung, Baugeräte und ein Online-Food-Shop. Zu meinen Aufgaben gehörten dabei unter anderem Pressearbeit, Influencer-Marketing und Kampagnenmanagement. 

Was hast Du vor Deiner Zeit als Freelancer gemacht?

In der ersten Hälfte meiner beruflichen Laufbahn war ich durchweg als PR-Berater in verschiedenen Agenturen im IT- und Consumer-Electronic-Umfeld tätig, wo ich auch Teamverantwortung trug. Danach wechselte ich auf die Kundenseite und war in verschiedenen Pressestellen großer Konzerne tätig. Zuletzt arbeitete ich in einem großen Konzern, in dem ich mich um die Führungskräfte-Kommunikation kümmerte. 

Warum bist Du gerne Freelancer? 

Besonders schätze ich die vielfältigen Tätigkeiten als Freelancer. In den vergangenen drei Jahren konnte ich in meiner Selbständigkeit viele neue Bereiche und Tätigkeiten wie zum Beispiel Influencer-Marketing kennenlernen. Spannend finde ich auch den positiven Wissenstransfer mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Ein weiterer Vorteil ist die enorme Flexibilität, sowohl für mich als auch für die Unternehmen. Diese möchten in der Regel aus zwei Gründen mit mir zusammenarbeiten: Ich bringe viel Erfahrung mit und stehe sofort zur Verfügung. In meinen Projekten übernehme ich mal beratende Tätigkeiten, mal den Projekt-Lead.

Was sind Deine persönlichen Herausforderungen als Freelancer? Wie sieht es bei dir mit möglichen Auftragsunsicherheiten aus? 

​​​Zu Beginn meiner Selbständigkeit gab es Sorgen, ob die Aufträge wie geplant eintreffen würden. Mittlerweile bin ich hier gelassener, beobachte jedoch die Marktlage und die Stimmung bei den Unternehmen aufmerksam, um mich frühzeitig darauf einstellen zu können. Eine negative Erfahrung musste ich bereits machen, als ein Fulltime-Projekt nach vier Wochen eingestampft wurde und ich parallel kein anderes Projekt hatte. In dieser Situation musste ich innerhalb von zwei Wochen ein neues Projekt finden. In so einem Fall muss man dann aber auch flexibel genug sein, mal ein Projekt anzunehmen, das vielleicht nicht zu 100% zusagt. 

Eine weitere Herausforderung als Selbständiger ist der Krankheitsfall. Hier überlege ich zweimal, ob ich mich wirklich drei Tage komplett zurückziehe und auf Einkommen verzichte oder mich doch mit Fieber an die Themen setze. Ähnlich ist es beim Thema Urlaub, der als Selbständiger schnell doppelt so teuer wird, da ich den Dienstausfall für die Zeit einplanen muss. Meine Erfahrung zeigt, dass beim Start in die Selbständigkeit eine Anlaufzeit von mindestens einem Jahr mit entsprechenden Rücklagen geplant werden sollte. Es sei denn, es gibt bereits fix verhandelte Projekte. 

Zudem sind die Grenzen zwischen Projekt und Privatleben als Freelancer viel schwammiger. Durch eine direkte Kommunikation mit dem Auftraggeber lassen sich jedoch in der Regel Differenzen zwischen der eigenen Lebenssituation und dem Projekt vermeiden. Allgemein möchte ich noch auf eine mögliche Herausforderung aufmerksam machen, die mich zwar nicht selbst betrifft, aber für Kolleginnen und Kollegen meines Alters durchaus ein Thema werden könnte: Als Freelancer hast du unter Umständen deutlich jüngere und unerfahrenere Menschen als Auftraggeber, was für den ein oder anderen schwierig sein könnte, sich unterzuordnen.

Immer mehr Firmen arbeiten mit „hybriden Teams“, sozusagen einer gleichmäßigen Teamzusammenstellung aus Festangestellten und Freelancern. Welche Erfahrung hast Du hier machen können?

Ich habe bereits Erfahrungen in einem solchen "hybriden" Team gesammelt, in dem externe Mitarbeiter:innen und Festangestellte in Bezug auf Kommunikation und Transparenz gleichbehandelt wurden. Durch eine klare Aufgabenaufteilung funktionierte das Team auch in der Remote-Arbeit gut.