Jobsharing - Mann und Frau

Jobsharing: Die Zukunft der Arbeit ist geteilt

Flexible Arbeitsmodelle wie Jobsharing und Co-Leadership sind mehr als nur ein Trend. Sie bieten Unternehmen und Mitarbeitenden innovative Lösungen für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. Doch wie funktioniert geteilte Verantwortung in der Praxis? Welche Erfolgsfaktoren sind entscheidend? In diesem Artikel teilen Expert:innen ihre besten Tipps mit Dir und geben Einblicke in den Jobsharing-Alltag.
16
Dez
2024

Jobsharing: Das Wichtigste in Kürze

Jobsharing ist ein Arbeitsmodell, bei dem sich zwei oder mehr Personen eine Vollzeitstelle teilen. Sie übernehmen gemeinsam die Verantwortung für die Aufgaben und Ziele der Position, arbeiten jedoch in Teilzeit. Dabei gibt es zwei Hauptansätze:

  1. Aufgabenteilung: Die Tandempartner:innen teilen die Aufgabenbereiche klar auf, sodass jede:r für spezifische Themen verantwortlich ist.
  2. Gemeinsame Verantwortung: Beide bearbeiten alle Aufgaben zusammen und stimmen sich regelmäßig ab.

Zu den Vorteilen von Co-Leadership zählen:

  • Flexibilität und gute Work-Life-Balance für Mitarbeitende
  • Entlastung und Prävention von Überlastung
  • Vertretung und Kontinuität
  • Förderung der Arbeitgeberattraktivität

     

Bei der Umsetzung von Jobsharing und Co-Leadership helfen Dir folgende Punkte:

  • Sei flexibel in der Umsetzung.
  • Schaffe feste Abläufe für Feedback und Meetings.
  • Biete Schulungen und Unterstützung an.

Was ist Jobsharing?
Eine Definition

Jobsharing ist ein modernes Arbeitsmodell, bei dem sich zwei oder mehr Personen eine Vollzeitstelle teilen. Sie übernehmen gemeinsam die Verantwortung für die Aufgaben, die mit der Position verbunden sind, und arbeiten in der Regel zu unterschiedlichen Zeiten, um die Arbeitslast aufzuteilen. Die Beteiligten können entweder klar definierte Aufgabenbereiche haben (geteilte Verantwortung) oder alle Aufgaben gemeinsam erledigen (gemeinsame Verantwortung).

Jobsharing mit Co-Leadership

Jobsharing kann auch Co-Leadership oder Topsharing umfassen, wenn es auf Führungspositionen angewendet wird. In diesem Fall teilen sich zwei Personen nicht nur die Arbeitszeit und Aufgaben einer Stelle, sondern auch die Verantwortung für die Leitung eines Teams oder einer Abteilung. Dabei wird das Jobsharing-Prinzip auf die besonderen Anforderungen von Führungspositionen angepasst.

Zu den Kernelementen von Jobsharing als Co-Leadership zählen:

  • Gemeinsame Verantwortung: Beide Führungskräfte teilen sich gleichberechtigt die Aufgaben und Entscheidungen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit, regelmäßigen Austausch und eine abgestimmte Kommunikation gegenüber dem Team.
     
  • Aufgabenteilung nach Stärken: Die Verantwortlichkeiten werden klar aufgeteilt – etwa in strategische und operative Bereiche oder nach spezifischen Kompetenzen wie Finanzen und Personalmanagement.
     
  • Flexibles Modell: Je nach Vereinbarung wechseln sich die Führungskräfte zeitlich ab (z. B. halbe Wochen) oder sind in unterschiedlichen Bereichen gleichzeitig aktiv.
Pat und Yve von Merck - Jobsharing

Co-Leadership in der Praxis – Pat und Yve

Yvonne Romina Demir, Diplom-Psychologin und Fachkraft für Arbeitssicherheit, und Patrick Metz, Diplom-Ingenieur, bilden seit 2022 als Pat & Yve ein Tandem und verantworten die globale Strategie für Mitarbeitendengesundheit beim Wissenschafts- und Technologiekonzern Merck.

Mit ihrer eigenen Agentur (www.pat-yve.com) begleiten sie Unternehmen bei der erfolgreichen Einführung von Jobsharing und bieten Trainings rund um die gesunde Arbeitswelt an. Mit ihrem Buch „30 Minuten Jobsharing“ (2024 im GABAL Verlag erschienen) teilen die beiden ihr Wissen und möchten so zur Verbreitung ihres Herzensthemas beitragen.

Im beruflichen Alltag bei Merck organisieren sich Yvonne und Patrick folgendermaßen:

Beide arbeiten zeitversetzt jeweils an drei vollen Tagen (also beide 60%). Das mittlerweile eingespielte Tandem dokumentiert die wichtigsten Arbeitsergebnisse in einem digitalen Notizbuch und führt jeden Mittwoch eine einstündige strukturierte Übergabe der laufenden Aktivitäten durch. Bei größeren Themen (wie etwa der Besetzung neuer Rollen im Team oder besonders wichtigen Besprechungen) sind auch mal beide zeitgleich in einer Besprechung. Alles weitere im laufenden Betrieb wird von dem:der jeweils anwesenden Tandempartner:in entschieden.

Vorteile und Nachteile von Jobsharing

Jobsharing bringt zahlreiche Vorteile, aber auch einige Herausforderungen mit sich. Wir geben Dir einen Überblick über die wichtigsten Vor- und Nachteile.

5 Vorteile von Jobsharing

  1. Flexibilität und Work-Life-Balance: Jobsharing ermöglicht es Mitarbeitenden, Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren, da Arbeitszeiten und Verantwortlichkeiten aufgeteilt werden.
     
  2. Diversität und Kreativität: Durch unterschiedliche Kompetenzen, Erfahrungen und Perspektiven der Beteiligten entstehen oft bessere und innovativere Lösungen.
     
  3. Entlastung und Prävention von Überlastung: Die Arbeitslast wird verteilt. Dadurch wird Stress reduziert, die Arbeitszufriedenheit erhöht und Burnout vorgebeugt.
     
  4. Vertretung und Kontinuität: Bei Abwesenheit einer Person (z. B. durch Urlaub oder Krankheit) bleibt die Position weiterhin gut besetzt.
     
  5. Attraktivität als Arbeitgeber: Flexible Arbeitsmodelle wie Jobsharing und Topsharing ziehen talentierte Fach- und Führungskräfte an, die Teilzeit- oder flexible Modelle suchen.

5 Herausforderungen beim Jobsharing und Vorbehalte

  1. Entscheidender Faktor Kommunikation: Regelmäßige Kommunikation und klare Absprachen sind notwendig, um Widersprüche und Missverständnisse zu vermeiden.
     
  2. Höheres Maß an Selbstorganisation: Allgemein fällt die Komplexität bei der Selbstorganisation im Jobsharing geringfügig höher aus als bei einer vergleichbaren Vollzeitstelle.
     
  3. Verantwortungsdiffusion: Ist unklar, wer letztendlich für bestimmte Entscheidungen verantwortlich ist, könnte das zu Verzögerungen führen.
     
  4. Vermeintlich zusätzliche Kosten: Auf den ersten Blick entstehen höhere Kosten, etwa durch mehr Besprechungszeiten oder doppelte Schulungen. Bei ganzheitlicher Betrachtung wird klar, dass die finanziellen Vorteile überwiegen (z. B. wenn bei Krankheit nur das halbe Tandem ausfällt).
     
  5. Erklärungsbedarf im Unternehmen: In traditionellen Unternehmenskulturen kann es Vorbehalte gegen diese Modelle geben, insbesondere bei Co-Leadership, da klare Führung oft bevorzugt wird.
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Beispiele von Jobsharing

Jobsharing als Konzept klingt interessant, aber wie sieht es in der Praxis aus? Von Mobility bis IT – wir zeigen Dir anhand von zwei fiktiven Beispielen wie Co-Leadership funktioniert.

Jobsharing im Mobilitätsmanagement

Zwei Expert:innen teilen sich die Position des:der Mobilitätsmanager:in in einer Stadtverwaltung. Eine Person kümmert sich um die Planung nachhaltiger Verkehrsinfrastrukturen (z. B. Fahrradwege und E-Ladepunkte), während die andere für die Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung zuständig ist. Gemeinsam erarbeiten sie Verkehrskonzepte und stimmen sich wöchentlich ab.

Co-Leadership in der IT-Security

In einem Software-Unternehmen teilen sich zwei IT-Sicherheitsexpert:innen die Leitung des Security-Teams. Eine Person konzentriert sich auf die strategische Absicherung der Unternehmensinfrastruktur (z. B. Richtlinien, Cloud-Sicherheit), während die andere das operative Tagesgeschäft, wie das Reagieren auf Sicherheitsvorfälle, übernimmt. Beide koordinieren regelmäßige Penetrationstests und Schulungen.

Jobsharing in der Praxis: CMO im Tandem bei Nivea

Seit Mai 2022 führen Nadine Bartenschlager und Catherine Niebuhr gemeinsam im Jobshare die Traditionsmarke NIVEA. In einem LinkedIn-Beitrag vom 5. Dezember 2022 teilt Catherine Niebuhr ihre Erfahrungen mit dem Tandem-Jobsharing-Modell. Es ermöglicht ihnen, berufliche Verantwortung mit familiären Verpflichtungen zu vereinbaren.

Niebuhr hebt hervor, dass dieses Modell nicht nur die Work-Life-Balance verbessert, sondern auch die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch fördert. Sie ermutigt Unternehmen, solche flexiblen Arbeitsmodelle zu unterstützen, um Talente zu halten und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern.

Jobsharing in 7 Schritten in Deinem Unternehmen einführen

Die Implementierung von Jobsharing im Unternehmen erfordert sorgfältige Planung. Mit den folgenden Schritten führst Du Jobsharing erfolgreich ein.

1. Kläre die Ziele und starte mit einer Analyse

Überlege, warum Du Jobsharing und Co-Leadership einführen möchtest. Soll es Mitarbeitenden mehr Flexibilität bieten, Talente anziehen oder die Führungsstrukturen diversifizieren? Analysiere, welche Positionen dafür geeignet sind. Besonders gut funktionieren Stellen mit klaren Aufgaben und in Unternehmen, die auf Teamarbeit setzen.

Im Idealfall übernimmt eine Führungskraft aus dem Topmanagement die Schirmherrschaft für Dein Vorhaben.
 

2. Entwickle klare Rahmenbedingungen

Erarbeite Richtlinien für die Einführung von Jobsharing:

  • Wie werden Arbeitszeiten und Verantwortungen aufgeteilt?
  • Welche Kommunikationswege und Abstimmungsprozesse sind notwendig?
  • Wie passen sich Arbeitsverträge, Gehalt und Sozialleistungen an?

Besonders bei Co-Leadership müssen auch Entscheidungsbefugnisse genau geregelt sein, um Doppelungen oder Unsicherheiten zu vermeiden.
 

3. Kommuniziere den Mehrwert und schaffe Akzeptanz

Informiere Mitarbeitende und Führungskräfte über die Vorteile von Jobsharing und Co-Leadership, wie flexiblere Arbeitszeiten, Entlastung und neue Perspektiven. Binde Führungskräfte frühzeitig ein, da sie diese Modelle aktiv unterstützen müssen. Erfolgreiche Beispiele (intern oder extern) helfen, Bedenken abzubauen.
 

4. Finde und unterstütze passende Tandems

Achte darauf, dass die Partner:innen gut zueinander passen – sowohl in Arbeitsstil als auch Kompetenzen. Suche nach Führungspersönlichkeiten mit ergänzenden Stärken, z. B. strategische und operative Schwerpunkte. Fördere den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung und sorge bei Bedarf für Coaching.
 

5. Hilf Tandems beim Klären der Verantwortlichkeiten und Prozesse

Biete dem Tandem Unterstützung bei der Definition der Rollenverteilung und Entscheidungsbefugnisse an. Die Partner:innen sollten erarbeiten, welche Aufgaben sie im Tandem gemeinsam bearbeiten und welche individuell übernommen werden. Übergaben und regelmäßige Abstimmungen sind ein zentraler Bestandteil der Zusammenarbeit.
 

6. Starte mit Pilotprojekten

Beginne mit einem oder zwei Tandems, um das Modell in der Praxis zu testen. Beobachte die Dynamik und hole Feedback ein – sowohl von den Tandems als auch von den Teams, die mit ihnen arbeiten.
 

7. Evaluiere und optimiere das Modell

Überprüfe, ob die angestrebten Ziele erreicht werden. Messe den Erfolg anhand von Indikatoren wie Produktivität, Mitarbeiterzufriedenheit und Führungseffizienz. Passe die Prozesse und Strukturen an, wo es notwendig ist.

Experten-Support beim Einführen von Jobsharing bieten spezialisierte Agenturen wie www.pat-yve.com.
 

Erfolgstipps für das Jobsharing in Deinem Unternehmen

  • Mut zur Flexibilität: Nicht jede Führungsposition oder Rolle eignet sich sofort. Beginne dort, wo es leicht umzusetzen ist.
  • Regelmäßige Kommunikation: Etablierte Prozesse für Feedback und Meetings sind der Schlüssel.
  • Schulung und Unterstützung: Biete Coaching und Ressourcen an, um Mitarbeitende und Führungskräfte auf diese Modelle vorzubereiten.

Die Arbeitswelt von morgen: Flexibilität durch Jobsharing und Co-Leadership

Jobsharing und Co-Leadership sind mehr als nur moderne Arbeitsmodelle – sie sind zukunftsweisende Ansätze, um auf die Herausforderungen einer flexibleren, kollaborativen Arbeitswelt zu reagieren. Sie fördern nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, sondern schaffen durch die Kombination unterschiedlicher Kompetenzen und Perspektiven auch einen Mehrwert für Unternehmen. Gleichzeitig verlangen sie klare Strukturen, offene Kommunikation und eine Unternehmenskultur, die Vertrauen und Zusammenarbeit unterstützt. Für Dein Unternehmern bedeutet das: Wenn Du bereit bist, alte Denkmuster aufzubrechen, bietet Jobsharing und Co-Leadership die Chance, Talente zu binden, Innovationskraft zu stärken und als attraktiver Arbeitgeber zu punkten.

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Bildnachweis: Titelbild: Dragana Gordic/stock.adobe.com, Bild 2: Pat&Yve, Bild 3: Liubomir/adobe.stock.com

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