Bewerber führt ein Online-Vorstellungsgespräch von daheim aus.

Online-Vorstellungsgespräch: 10 Tipps für Dein Video-Interview

Die Digitalisierung im Bewerbungsprozess ist schon seit einigen Jahren Realität. Waren Online-Vorstellungsgespräche via Skype, Zoom & Co. auch schon vor der Corona-Krise ein beliebtes Mittel, um eine Vorauswahl der geeignetsten Kandidaten zu treffen, hat die derzeitige Situation hier für einen zusätzlichen Schub gesorgt. Wir verraten Dir, was Dich bei diesem Format erwartet und geben Dir 10 Tipps für ein erfolgreiches Video-Interview mit auf den Weg.
09
Juni
2020

Online-Bewerbungsgespräch: Das Wichtigste zu Video-Interviews in Kürze

Video-Interview, Video-Bewerbungsgespräch oder Online-Vorstellungsgespräch: Unterschiedliche Bezeichnungen, die aber das gleiche meinen. Das Vorstellungsgespräch findet nicht im Unternehmen statt, sondern wird per Videocall über das Internet geführt.

Ein Online-Vorstellungsgespräch bietet den Vorteil, dass du Dir Zeit und Geld für die Anreise sparst, da Du das Gespräch in Deiner gewohnten Umgebung führst. Außerdem kannst Du Dich auch bei Unternehmen bewerben, die etwas weiter weg von Deinem Wohnort sind, wenn Du mit einem Jobwechsel liebäugelst.

Ein Online-Bewerbungsgespräch läuft nicht anders ab als ein klassisches Bewerbungsgespräch: Nach der Begrüßung und Einleitung ins Gespräch stellt Dir der Personaler die typischen Bewerberfragen, dann kannst Du Deine Fragen an das Unternehmen loswerden und schließlich verabschiedet Ihr Euch.

Die Vorbereitung auf ein Video-Interview verläuft ähnlich wie auf ein persönliches Vorstellungsgespräch im Unternehmen. Du informierst Dich über das Unternehmen, die zu besetzende Stelle, die Branche und Deine Interviewpartner. Zusätzlich musst Du beim Online-Vorstellungsgespräch aber auch einige technische Herausforderungen, wie zum Beispiel die richtige Beleuchtung, eine gute Bildqualität Deiner Kamera oder eine stabile Internetverbindung, meistern.

Unternehmen nutzen unterschiedliche Software, um Videointerviews mit Bewerbern zu führen. Am häufigsten kommen allerdings die Dienste Zoom, Skype oder Microsoft Teams zum Einsatz. Hier muss der Bewerber die Anwendung nicht auf seinem Rechner installieren, um am Bewerbungsgespräch teilzunehmen, sondern erhält einen individuellen Link.

Ablauf & Inhalt des Video-Vorstellungsgesprächs

Ein Vorstellungsgespräch per Video führt man nicht jeden Tag. Du fragst Dich, wie das Gespräch abläuft und worauf Du während des Gesprächs achten musst? Dann bleib dran. Wir haben ein paar wertvolle Tipps für Dein Video-Interview.

Wie lange dauert ein Bewerbungsgespräch per Video?

Wie lange ein Video-Interview dauert, hängt von der Zielsetzung des Unternehmens ab. Setzt der Personaler lediglich 20 Minuten für das Gespräch an, hat er vermutlich nur ein paar Rückfragen zu Deinem Lebenslauf, da er zum Beispiel auf eine Lücke gestoßen ist. Ist das Bewerbungsgespräch hingegen auf 60 oder 90 Minuten terminiert, solltest Du Dich auf ein umfassendes und intensives Gespräch gefasst machen. Bereite Dich auf Fragen zu Stärken und Schwächen, zu Deiner Motivation, zu Teamfähigkeit und Persönlichkeit, zu möglicher Führungserfahrung und Deinen Plänen für die Zukunft vor.

Tipp: Plane unbedingt einen Puffer von einer halben Stunde vor und nach dem Termin ein, wo Du ungestört bist. So kannst Du Dich vor dem Gespräch noch in Ruhe vorbereiten und vermeidest, dass jemand in das Videointerview platzt, sollte es länger dauern als geplant.

Wer ruft wen an?

Wer gibt eigentlich den Startschuss zum Online-Vorstellungsgespräch? In der Regel startet der Recruiter den Videochat und eröffnet auch das Gespräch mit einigen einleitenden Worten. Sollte das aus der Einladung nicht eindeutig hervorgehen, kläre das vorab telefonisch oder per E-Mail.

Lass Deinen Gesprächspartner unbedingt ausreden und fall ihm nicht ins Wort. Stelle Dich anfangs auf den Tonfall und das Sprachverhalten Deines Interviewpartners ein.

Tipp: Wähle Dich bereits fünf bis zehn Minuten vor dem Gespräch in den Videocall ein. Denn auch in der digitalen Welt ist Zuspätkommen ein No-Go im Vorstellungsgespräch.

Worüber wird gesprochen?

Am Anfang stellt sich der Personaler vor und erläutert Dir den Ablauf und das Ziel des Video-Interviews. Danach bist Du meist mit einer Selbstpräsentation dran und präsentierst die wichtigsten Stationen Deines Lebenslaufs. Die Fragen, mit denen Du in einem Online-Vorstellungsgespräch konfrontiert wirst, sind die gleichen wie bei einem normalen Vorstellungsgespräch. Es ist eine Mischung aus Fragen zur fachlichen Qualifikation, zu Deiner Motivation und Fragen zur Persönlichkeit. Auch klassische Stressfragen können je nach ausgeschriebener Stelle Teil des Fragenkatalogs sein.

  • Warum haben Sie sich für diese Stelle beworben?
  • Was wissen Sie über unser Unternehmen?
  • Was sind Ihre größten Stärken/Schwächen?
  • Was war Ihr bisheriger größter beruflicher Erfolg?
  • Welche berufliche Herausforderung hatten Sie bereits und wie sind Sie damit umgegangen?
  • Wie reagieren Sie auf Belastung und Stress?
  • Warum haben Sie im letzten Unternehmen aufgehört bzw. wollen Sie in Ihrem derzeitigen Unternehmen aufhören?
  • Wo sehen Sie sich in fünf bis zehn Jahren?

Dos während des Online-Vorstellungsgesprächs

Auch bei einem Vorstellungsgespräch, das online stattfindet, gibt es eine gewisse Etikette zu wahren. Wir haben ein paar Tipps für Dich, was Du beachten solltest.

Klare Sprache

Was für ein persönliches Bewerbungsgespräch im Unternehmen gilt, hat bei einem Video-Vorstellungsgespräch noch mehr Bedeutung: Rede langsam und deutlich und verwende keine komplizierten Formulierungen. Verpacke Deine Antworten idealerweise in kurze Hauptsätze.

Klar, Du bist aufgeregt und manchmal sprudelt es dann einfach aus Dir hervor. Bedenke allerdings, dass ein am Computer aufgenommenes und wiedergegebenes Gespräch anders beim Gesprächspartner ankommt, als wenn Du ihm im gleichen Raum gegenübersitzt. Hier kann es durch die Technik zu Zeitverzögerungen kommen. Lass also Deinen Gesprächspartner immer ausreden, damit wichtige Informationen nicht untergehen.

Tipp: Dein Interviewpartner hat Dir eine knifflige Frage gestellt und Du willst etwas Zeit gewinnen, um Dir die perfekte Antwort zurechtzulegen? Notlügen à la „Entschuldigung, das kam eben akustisch nicht an?“ oder „Können Sie das noch mal wiederholen?“ sind hier durchaus angebracht. Denn ein Aussetzer in der Übertragung ist ja schließlich immer möglich, oder?

Blickkontakt halten

Wenn Du ein persönliches Bewerbungsgespräch führst, hältst Du Blickkontakt mit dem Personaler, wenn dieser mit Dir spricht. Gleiches gilt auch für das virtuelle Gespräch. Eine Studie hat herausgefunden, dass Gesprächspartner sich weniger an Inhalte erinnern, wenn kein Blickkontakt gehalten wurde. Wichtig dabei: Um Deinen Gesprächspartner im Video-Interview direkt anzuschauen, musst Du in die Kamera blicken und nicht auf den Bildschirm. Instinktiv blicken die meisten Bewerber beim Online-Bewerbungsgespräch allerdings auf das Bild des Gesprächspartners auf dem Monitor. Konzentriere Dich also auf Deinen Gegenüber, lasse Dich nicht durch Deine Umgebung ablenken und halte auch genügend Abstand zur Kamera, um nicht zu unvorteilhaft auszusehen. Am besten testest Du dies im Vorfeld mit einem guten Freund und holst Dir ehrliches Feedback ein.

Don’ts während des Online-Vorstellungsgesprächs

Neben den Dos im Video-Interview gibt es natürlich auch einige Don’ts. Achte daher darauf, dass Du folgende Fehler vermeidest:

Falsche Körpersprache

Achte für einen professionellen Auftritt während des digitalen Interviews unbedingt auch auf Deine Körpersprache und Haltung. Ein krummer Rücken, hängende Schultern, ein gesenkter Blick oder nervöses Herumfuchteln mit den Händen signalisieren Deinem Gegenüber mangelndes Selbstbewusstsein.

Setze Dich stattdessen gerade und aufrecht hin, halte die Hände auf dem Schreibtisch vor Dir ruhig und unterstreiche gegebenenfalls Gesagtes mit passenden Gesten.

Keine Notizen

Manchmal tauchen im Gespräch Punkte auf, die Dir nicht ganz klar sind oder die Du gerne vertiefen möchtest? Mach Dir dazu unbedingt Notizen, denn so vergisst Du das auch nicht. Außerdem solltest Du Dir die wichtigsten Eckpunkte und Daten zur Stelle und zum Unternehmen notieren, damit Du diese für ein weiteres Bewerbungsgespräch parat hast. Greif dabei auf Stift und Papier zurück, um störende Tippgeräusche am Computer zu vermeiden.

Nach dem Video-Vorstellungsgespräch

Nach dem Vorstellungsgespräch ist vor dem nächsten. Deswegen gilt es, am Ball zu bleiben und an die Nachbereitung des Gesprächs zu denken.

Bewerber bereitet Videointerview nach

Nachbereitung

Ist das Vorstellungsgespräch erst einmal bewältigt, fällt eine große Last ab. Die Nachbereitung des Bewerbungsgesprächs wird aber oft unterschätzt. Nach dem Vorstellungsgespräch geht es an die Nachbereitung und Auswertung des gelaufenen Gesprächs. Das solltest Du nicht auf die lange Bank schieben, sondern zeitnah nach Abschluss des Gesprächs angehen.

Bedanke Dich auch nochmal in einer E-Mail bei Deinen Gesprächspartnern für ihre Zeit – egal, wie das Interview ausgegangen ist. Beantworte gegebenenfalls noch offene Fragen, die sich während des Gesprächs ergeben haben oder sende dem Unternehmen gewünschte Informationen zu.

Stell Dir außerdem folgende Fragen:

  • Was lief gut?
  • Was möchte ich das nächste Mal besser machen?

Berücksichtige die Erkenntnisse aus den Antworten auf diese Fragen beim nächsten Rollenspiel. So kannst Du eigene Unzulänglichkeiten gezielt trainieren und entweder in der nächsten Bewerberrunde oder bei einem Bewerbungsgespräch in einem anderen Unternehmen glänzen.

Warten & nachhaken

Nach dem erfolgreichen Video-Interview heißt es: Abwarten und Tee trinken. Sofern Dein Gesprächspartner Dir den weiteren Fahrplan im Bewerbungsprozess nicht mitgeteilt hat, frage nach, bis wann mit einer Rückmeldung zu rechnen ist. Sicher wird sich das Unternehmen noch andere Kandidaten ansehen. Mach Dich darauf gefasst, dass ein bis zwei Wochen ins Land ziehen können, ehe Du eine Antwort erhältst. Hat sich das Unternehmen in dieser Zeit allerdings nicht bei Dir gemeldet, solltest Du nachhaken.

Vor- und Nachteile des Vorstellungsgesprächs per Video

Ein Bewerbungsgespräch per Live-Video ist sowohl eine große Chance für Bewerber als auch für Unternehmen. Doch neben den Vorteilen gibt es auch ein paar Nachteile für die Kandidaten.

Vorteile von Online-Vorstellungsgesprächen

  • Saubere Sache: In Zeiten von Social Distancing aufgrund der Corona-Krise sind persönliche Vorstellungsgespräche momentan oft nicht möglich – oder nur unter strengen Hygieneauflagen. Damit die eigene Karriere dennoch nicht ins Stocken gerät, ist ein Vorstellungsgespräch auf Distanz eine gute Alternative.
  • Geringer Aufwand: Mit einem Online-Videogespräch bist Du flexibler und sparst Zeit, da An- und Abreise für das Bewerbungsgespräch entfallen. Während Du es Dir zu Hause vor Deinem Rechner bequem machen kannst, sitzt Dein Gesprächspartner möglicherweise hunderte Kilometer entfernt in seinem Büro.
  • Heimvorteil: In den eigenen vier Wänden bist Du der Boss. Hier kannst Du Dich in gewohnter Atmosphäre dem Recruiter selbstbewusst von Deiner besten Seite präsentieren.
  • Erster Eindruck: Deine Kompetenzen sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt? Mit einem Online-Vorstellungsgespräch verschaffst Du Dir mit wenig Aufwand einen ersten Eindruck von der angestrebten Position, vom Unternehmen und dessen Kultur – auch über eine weite Distanz.
  • Medienkompetenz demonstrieren: Wenn Du an einem virtuellen Bewerbungsgespräch teilnimmst, stellst Du damit gleichzeitig auch Deine Medienkompetenz unter Beweis. Der sichere Umgang mit modernen Kommunikationstechnologien ist heute in den meisten Berufen Voraussetzung. 
  • Jobwechsel leicht gemacht: Du bist mit Deinem aktuellen Job unzufrieden? Dank eines Video-Bewerbungsgesprächs kannst Du den Jobwechsel einfacher über die Bühne bringen, beispielsweise wenn Du im Homeoffice arbeitest. 

Nachteile von Online-Vorstellungsgesprächen

  • Schlendrian bei der Vorbereitung: Ein Nachteil des Online-Vorstellungsgesprächs ist, dass Du den Termin möglicherweise weniger gewissenhaft vorbereitest und zu viel Selbstbewusstsein an den Tag legst. Ganz nach dem Motto: Ein Gespräch per Videochat? Kann ich!
  • Small Talk adé: Der Small Talk mit dem Anfahrtsweg oder der Tasse Kaffee fällt bei einem Online-Bewerbungsgespräch natürlich weg. Dennoch kannst Du auch im Videointerview Sympathiepunkte sammeln, indem Du zum Beispiel eine Gemeinsamkeit zwischen Dir und Deinem Gesprächspartner hervorhebst. Ihr seid beide Fans des gleichen Vereins? Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, darauf im Laufe des Gesprächs hinzuweisen.
  • Kein Einblick ins Unternehmen: Ein kurzer Blick in die neue Abteilung? Ein Handshake mit den potenziellen Kollegen? Bei einem Online-Bewerbungsgespräch ist das leider nicht drin. Damit Du bei einer möglichen Zusage an Deinen ersten Tagen im Unternehmen nicht enttäuscht wirst, weil Du es Dir doch ganz anders vorgestellt hast, solltest Du genau prüfen, ob Du wirklich zum Arbeitgeber passt.
  • Nonverbale Signale fallen weg: Letztlich geht es bei Bewerbungsgesprächen nicht nur um Hard Skills, sondern auch darum, ob man menschlich zusammenpasst. Und da vermittelt die Bildschirmkamera nonverbale Signale nicht oder nur ungenügend. Diese sind aber für den Gesamteindruck einer Person wichtig.
  • Technische Fallstricke: Die Bildübertragung ruckelt? Du hörst Deinen Gesprächspartner nicht mehr? Diese und weitere Technik-Fails können die Atmosphäre bei einem Job-Interview online gehörig vermiesen und Dich zusätzlich unter Druck setzen.

Sonderform: Zeitversetztes Videointerview

Zur Vorselektion von Bewerbern setzen Recruiter neben dem Live-Gespräch per Video auch noch auf sogenannte zeitversetzte Videointerviews. Hier warten Bewerbungsfragen in Textform auf Dich, die Du auf einer Videointerview-Plattform im Videoformat für das Unternehmen beantwortest. Zeitversetzt bedeutet, dass der Interviewer nicht zeitgleich online ist und Du nur in eine Kamera sprichst. Die Interviews dauern in der Regel nicht länger als zwanzig Minuten. Dafür brauchst Du ebenfalls einen Laptop oder Computer, einen Internetanschluss sowie ein Mikrofon.

10 Tipps zur Vorbereitung auf das Online-Vorstellungsgespräch

Damit Dein Online-Bewerbungsgespräch erfolgreich läuft – hier die wichtigsten Tipps zusammengefasst:

Tipp 1: Eine gute inhaltliche Vorbereitung ist das A und O

Deine Bewerbung kam gut an und Du hast eine Einladung zu einem Video-Bewerbungsgespräch erhalten? Gratuliere. Nimm die Vorbereitung hierfür allerdings nicht auf die leichte Schulter. Es spielt keine Rolle, ob Du ein persönliches Vorstellungsgespräch im Unternehmen, ein Live-Videointerview oder ein zeitversetztes Gespräch hast – eine gute inhaltliche Vorbereitung ist das A und O. Darüber hinaus warten bei der virtuellen Variante auch einige technische Stolperfallen. Recherchiere vorab Infos zum Unternehmen, zur Branche und zur Marktposition. Mach Dich zudem schlau, wie Deine Stelle im Unternehmen eingegliedert ist. Du solltest dem Personalverantwortlichen überzeugend verdeutlichen können, warum Du der perfekte Mitarbeiter (m/w/d) für die angestrebte Position bist.

Tipp 2: Bereite Dich auf typische Fragen vor

Es gibt Fragen, die begegnen einem in jedem Vorstellungsgespräch. Gehe für Dich vorab die üblichen Fragen in einem Bewerbungsgespräch gedanklich durch und überlege Dir geeignete Antworten. Trage sie ruhig auch laut vor. Denn so bleiben die Formulierungen auch im Kopf und Du machst im Gespräch einen souveränen Eindruck. Hüte Dich aber vor übertriebenem Auswendiglernen. Da stehen Personaler gar nicht drauf. Wichtig ist, dass Du Dir selbst treu bleibst und authentisch bist.

Aber auch Du solltest Dir Fragen für Deine Gesprächspartner zurechtlegen. Denn schließlich willst Du wissen, ob das Unternehmen wirklich zu Dir passt. Allerdings sollten es keine allgemeinen Fragen sein, deren Antworten Du mit ein bisschen Recherche im Netz selbst findest. Ansonsten wirkst Du naiv und nicht sonderlich professionell. Erlaubt sind aber Fragen zu aktuell anstehenden Projekten und Herausforderungen im neuen Job. Damit zeigst Du ein besonderes Interesse an der ausgeschriebenen Stelle. Auch Fragen zum Team kannst Du natürlich stellen.

Tipp 3: Mach Dich mit der verwendeten Software vertraut

Firmen nutzen Videochat-Programme, um mit Kandidaten online ins Gespräch zu kommen. Kennst Du Dich mit Skype, Zoom und Microsoft Teams bereits aus? Wenn Du mit diesen Programmen noch nicht vertraut bist, hol das vor dem Gespräch nach. Welche Funktionen sind relevant, wie funktionieren die Einstellungen?

Lade Dir – sofern nötig – die App für das Video-Interview herunter und installiere sie auf Deinem Rechner. Im einfachsten Fall versenden Personaler nämlich einfach einen individuellen Link, der sich im Browser oder entsprechenden Apps öffnen lässt, ohne dass die Anwendung auf Deinem Laptop laufen muss. Teste vorab auch Bild und Ton des verwendeten Tools.

Du nutzt Skype oder einen anderen Videochat-Dienst bereits privat? Prima! Wenig förderlich für Deine künftige Karriere ist es, wenn Du einen besonders kreativen Nutzernamen anstatt Deines Vor- und Familiennamens nutzt und Dein Profilbild ein Spaßbild ziert. Besser ist es, Du legst Dir einen eigenen Account nur für Videointerviews an. So kann Dich auch kein Freund während des Gesprächs stören.

Tipp 4: Mache den Hardware-Check

Es empfiehlt sich, in eine gute Webcam zu investieren, wenn nicht bereits eine Kamera in Deinem Laptop integriert ist. Sie sollte ein scharfes und kontrastreiches Bild von Dir übertragen. Ein verpixeltes Bild könnte bei Deinem Gegenüber einen unprofessionellen Eindruck hinterlassen. Noch wichtiger ist jedoch ein Headset mit einem ordentlichen Mikrofon. Egal ob ein kabelloses Headset mit Bluetooth-Verbindung oder Kopfhörer. Stimmen Bild und Akustik, schafft das eine angenehme Gesprächsatmosphäre für alle Beteiligten und lenkt nicht von den Gesprächsinhalten ab.

Prüfe kurz vor dem Videochat unbedingt folgende Punkte:

    • PC ist an die Stromquelle angeschlossen bzw. der Laptop ist voll aufgeladen?
    • Alle Geräte, die Du benötigst, sind angeschlossen (Maus, Tastatur etc.)
    • Die Kamera funktioniert und überträgt Dein Bild? Empfängst Du auch das Bild Deines Interviewpartners?
    • Ist das Headset eingeschaltet und der Ton in Ordnung? Hörst Du Deinen Gesprächspartner und hört er Dich – weder zu laut noch zu leise?
    • Läuft das Internet störungsfrei und stabil, damit im Gespräch keine Unterbrechungen auftreten? Sofern vorhanden, nutze ein LAN-Kabel anstelle des WLANs.
    • Sind alle anderen Anwendungen auf Deinem Laptop geschlossen?
    • Sind akustische Störquellen außer Reichweite? (Handy etc.)

Wichtig: Lass Dir vor dem Termin die Telefonnummer und E-Mail-Adresse Deiner Kontaktperson geben, sollten während des Gesprächs technische Probleme auftreten.

Tipp 5: Sorge für die richtige Beleuchtung

Beleuchtung während eines Videointerviews

Wähle die Beleuchtung so, dass sie von vorne kommt, damit Dein Gesicht nicht im Schatten liegt. Vermeide die folgenden Beleuchtungs-Fails:

  • Helles Sonnenlicht: Scheint die Sonne in den Raum, in dem Du das Videointerview führst, kann dies starke Kontraste erzeugen, die für die Webcam schwierig darzustellen sind. Mildere diesen Effekt ab, indem Du die Jalousien herunterlässt oder die Vorhänge zuziehst.
  • Beleuchtung von hinten: Mit dieser Beleuchtung bist Du für Deinen Gesprächspartner kaum noch sichtbar.

Tipp 6: Kleider machen Leute

Die Aussicht, bequem von daheim aus in Deiner Glücks-Jogginghose ein Video-Interview zu führen, mag vielleicht verlockend klingen, zeugt aber nicht von Seriosität. Wenn Du nicht nur sprichwörtlich von Kopf bis Fuß auf das Online-Videogespräch eingestellt bist, hilft Dir das, auch in der vertrauten Umgebung die benötigte Spannung aufzubauen. Es soll gerüchteweise schon Bewerber gegeben haben, die statt einer Hose nur Unterwäsche trugen und während des Online-Gesprächs aufstehen mussten. Erspar Dir und Deinen Gesprächspartnern mit der passenden Kleidung eine solche Peinlichkeit.

Wenn Du Dir unsicher bist, welcher Dresscode in einer Firma gilt, wirf einen Blick auf den Karrierebereich auf ihrer Website. So bekommst Du ein Gefühl dafür, welches Outfit zu diesem Unternehmen passt. Herrscht eine eher lockere Atmosphäre, wie beispielsweise bei einem Start-Up-Unternehmen und Du bewirbst Dich als Online Marketing Manager, bist Du mit Business Casual auf der sicheren Seite. Bewirbst Du Dich jedoch für eine Stelle im Bereich Finanzen bei einem Konzern, kann Anzug oder Kostüm angemessen sein, was für ein Medienunternehmen aber völlig overdressed wäre.

Wichtig: Verzichte auf Karos und Pünktchen bei Deinem Hemd. Diese sorgen auf dem Bildschirm für ein unangenehmes Flimmern.

Tipp 7: Denk an den passenden Hintergrund

Achte darauf, was außer Dir von Deiner Kamera im Hintergrund noch alles eingefangen wird: das Poster Deiner Lieblingsband? Ein Korb voller Wäsche? Ein ungemachtes Bett? Alles Hintergründe, mit denen Du wohl keinen sonderlich guten Eindruck hinterlässt. Denke daran, dass Du nicht nur mit Deinem persönlichen Erscheinungsbild, sondern auch mit Deiner Wohnung beim Recruiter punkten kannst.

Verzichte außerdem auf ambitionierte Deko und setze stattdessen auf einen neutralen Hintergrund. Versuche auch nicht gezwungen Eindruck zu schinden, indem du ein beeindruckendes Fachbuch oder eine andere Dekoration ins Blickfeld rückst. Denn wenn Du darauf angesprochen wirst und nichts Gehaltvolles dazu sagen kannst, bist Du schon mit Karacho ins erste Fettnäpfchen getreten.

Tipp 8: Bereite Deinen persönlichen Spickzettel vor

Auch wenn Du Deinen bisherigen Ausbildungs- und Karriereweg aus dem Effeff vortragen kannst, drucke Dir in jedem Fall die kompletten Bewerbungsunterlagen aus und mach Dir Notizen. Denn das Schöne an dem virtuellen Gespräch ist: Spickzettel sind erlaubt. Niemand sieht, was Du außerhalb der Kamerasichtweite an den Bildschirm klebst oder vor Dir auf dem Schreibtisch platzierst. Allzu oft solltest Du aber nicht auf Deine Gedächtnisstütze sehen. Denke auch an einen Stift, um Dir während des Gesprächs wichtige Dinge zu notieren.

Tipp 9: Informiere Dich über Deine Gesprächspartner

Informiere Dich im Vorfeld auf Xing und LinkedIn über Deine Gesprächspartner. So kannst Du Dir ein konkretes Bild von diesen machen und Dir mögliche Anknüpfungspunkte für das bevorstehende Gespräch überlegen. Notiere Dir ihre Namen und Funktionen unbedingt auf einem Zettel, den Du gut sichtbar auf den Schreibtisch vor Dir legst. Nicht, dass Dir im Eifer des Gefechts die Namen Deiner Gesprächspartner entfallen. Auch im Nachgang an das Gespräch kannst Du ihnen eine Einladung in Dein Netzwerk zusenden und Dich zusätzlich per Nachricht für das Gespräch bedanken.

Tipp 10: Üben, üben, üben

Bewerber übt Vorstellungsgespräch online

Egal, ob Du Dich für einen Technik-Nerd hältst oder ein Videochat mit Deinem potenziellen Arbeitgeber für Dich völliges Neuland ist: Übe das Vorstellungsgespräch als Rollenspiel online mit einem guten Freund oder Familienmitglied. Nur so verlierst Du Deine Nervosität und gewinnst mit der Zeit an der nötigen Sicherheit. Übung macht bekanntlich den Meister.

Der Probelauf sollte möglichst zur Uhrzeit des Gesprächs stattfinden, um die Beleuchtung zu testen. Außerdem vor dem gewählten Hintergrund und auch im Bewerbungs-Dress. Stelle eine möglichst realistische Gesprächssituation her und lass Dir auch kritische und überraschende Fragen stellen.

Zeichne das Rollenspiel auf, wenn Du die Möglichkeit dazu hast. Das geht in Zoom ganz einfach über den „Aufnahme“-Button. So kannst Du Dir das Video im Nachhinein noch einmal komplett ansehen und mögliche Probleme identifizieren: Wie hast Du auf die Fragen reagiert? Wie klingt Deine Stimme? Wie hat sich Deine Mimik im Laufe des Gesprächs verändert? Außerdem: Fällt Dir beispielsweise auf, dass Du mit der rechten Gesichtshälfte besser wirkst als mit der anderen, dann positioniere Deine Kamera so, dass Deine Schokoladenseite während des Bewerbungsgesprächs perfekt zur Geltung kommt.

Wichtig: Glänzende Gesichter wirken unästhetisch. Ein bisschen Puder schafft hier auch bei Männern Abhilfe. Alternativ tupfst Du Dein Gesicht vorsichtig mit einem Taschentuch ab.

Dank Video-Interview zum Traumjob

Ein Online-Vorstellungsgespräch bietet Dir die Chance, mit überschaubarem Aufwand und in vertrauter Umgebung Deinem Traumjob ein Stück näher zu kommen – auch in Corona-Zeiten. Ob Du schließlich die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch erhältst, hängt davon ab, wie Du Dich im Video-Interview präsentierst und ob Du die technischen Hürden meisterst.

Wir drücken Dir die Daumen für das nächste Online-Vorstellungsgespräch! 

Bildnachweis: Titelbild: ©gettyimages/DjelicS, Bild 1: ©gettyimages/Eva-Katalin, Bild 2: ©gettyimages/FluxFactory, Bild 3: ©gettyimages/damircudic 

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