Was macht ein gutes Bewerbungsfoto aus?
AUF EINEN BLICK: MARIA HIERLINGS BEWERBUNGSFOTO-TIPPS
Unsere Interviewpartnerin: HR-Expertin Maria Hierling
Maria-Elisabeth Hierling ist seit rund 10 Jahren im Bereich Human Resources zu Hause. Schon vor und während ihres Studiums hat sie in diversen Personalabteilungen als HR-Managerin gearbeitet – zuletzt als Head of HR für die Premier Marketing Group in München. Bei AVANTGARDE Experts ist sie heute Leiterin der Abteilung Human Resources und verantwortet unter anderem die Themen Recruiting, Onboarding, Personalentwicklung, Administration, Personalmarketing und Employer Branding. Sie begleitet damit Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verschiedener Positionen maßgeblich auf ihrem Karriereweg. Auch privat organisiert sie leidenschaftlich gerne HR-Networking-Events.
AUF EINEN BLICK: MARIA HIERLINGS BEWERBUNGSFOTO-TIPPS
✔ Erwecke einen professionellen Gesamteindruck: Achte auf eine souveräne, gepflegte und freundliche Erscheinung.
✔ Nutze Fotos vom Fotografen: Ein Profi berät Dich seriös und unterstützt Dich dabei, ein Bewerbungsfoto zu erschaffen, das Deinen Anforderungen entspricht.
✔ Nutze das Bewerbungsfoto für Sympathiepunkte: Ein kleines Lächeln schadet nie. Damit kannst Du schon einen positiven Eindruck erwecken, noch bevor der Personaler Dich kennenlernt.
✔ Achte auf angemessene Kleidung und gegebenenfalls dezentes Make-up: Damit signalisierst Du, dass Du weißt, was branchenüblich und angemessen ist. Informiere Dich am besten vorab auf den Homepages relevanter Unternehmen, bei denen Du Dich gerne bewerben würdest.
✔ Gehe sicher, dass Du alle No-Gos vermeidest: Dazu gehören neben einer schlechten Auflösung oder sehr starken Bildbearbeitung auch private oder anzügliche Fotos.
✔ Aktualisiere Dein Bewerbungsfoto regelmäßig: So gehst Du auch bei optischen Veränderungen sicher, dass der Personaler Dich tatsächlich erkennt, wenn Du vor ihm stehst.
✔ Platziere Dein Bewerbungsfoto richtig: Achte auf die richtige Größe (mindestens 7 × 5 cm, maximal 10,5 × 14,8 cm) und platziere das Foto im Idealfall auf Deinem Deckblatt.
✔ Beachte landesübliche Normen: Nicht in jedem Land sind Bewerbungsfotos üblich. Das gilt zum Beispiel für die USA, Kanada oder Schweden.
WARUM IST EIN GUTES BEWERBUNGSFOTO WICHTIG?
Bei einem Bewerbungsgespräch zu überzeugen, ist der Wunsch jedes Bewerbers. Ein Bewerbungsfoto kann dabei die richtigen Weichen stellen, wie uns Maria Hierling verrät.
AVANTGARDE Experts: Frau Hierling, welche Rolle spielen Bewerbungsfotos bei einer Bewerbung?
Maria Hierling: Bewerbungsfotos geben der gesamten Bewerbung eine ganz persönliche Note und lockern die Bewerbungsmappe auf. Das Foto ist quasi der emotionale Weichensteller. Ein Foto ist kein Muss, aber als Personaler freut man sich immer, wenn man schon einen ersten, etwas persönlicheren Eindruck vom Kandidaten gewinnen kann und sich den Bewerber etwas besser vorstellen kann. Von mir gibt es ebenfalls ein Foto auf der Homepage, so können auch die Bewerber vorher schon sehen, mit wem sie es zu tun haben und sich ein erstes Bild machen. Mir persönlich gibt das auch ein sehr gutes Gefühl, wenn ich den Kandidaten beim persönlichen Gespräch am Empfang treffe und diesen gleich erkenne.
Hättest Du gewusst, dass …
unsere Wahrnehmung zu 80 Prozent auf visuellen Reizen basiert? Das verkündet das Schweizer Eye-Tracking-Kompetenzzentrum in Zürich auf seiner Website. Aber damit nicht genug: Unser Gehirn ist in erster Linie auf die Verarbeitung visueller Reize ausgelegt und auch unsere Erinnerung ist davon maßgeblich bestimmt.
Bezogen auf Bewerbungsprozesse heißt das für Dich, dass visuelle Wahrnehmung eine wichtige Rolle spielt. Ein Recruiter oder Personaler wird sich eher an Deine Bewerbung erinnern, wenn sie mit dem richtigen Bewerbungsfoto versehen ist.
WIE SIEHT EIN PROFESSIONELLES BEWERBUNGSFOTO AUS?
Jeder Arbeitgeber wünscht sich professionelle Mitarbeiter. Um mit Deiner Bewerbung zu überzeugen, solltest Du auch einen entsprechenden Eindruck vermitteln.
EIN ÜBERZEUGENDER GESAMTEINDRUCK
Dein Bewerbungsfoto steht stellvertretend für Dich. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Du damit den richten Eindruck erweckst.
AVANTGARDE Experts: Was sollte ein Bewerbungsfoto idealerweise auf den ersten Blick vermitteln?
Maria Hierling: Das Bewerbungsfoto sollte einen sympathischen und freundlichen Eindruck vermitteln und die gesamte Bewerbung abrunden.
AVANTGARDE Experts: Worauf kommt es dabei an?
Maria Hierling: Wichtig ist es, dass Du einen professionellen und gepflegten Gesamteindruck machst. Deshalb solltest Du als Bewerber die folgenden Punkte beachten:
- ordentliche Kleidung,
- eine passende Frisur (da kommt es immer darauf an wie man sich am wohlsten fühlt, am besten keine Experimente vor dem Fototermin versuchen) und
- gegebenenfalls dezentes Make-up.
Insgesamt solltest Du einfach eine gepflegte Gesamterscheinung machen. Sei beim Fototermin am besten gut ausgeschlafen, um Augenringe zu vermeiden.
AVANTGARDE Experts: Wie locker oder klassisch müssen oder dürfen Bewerbungsfotos sein?
Maria Hierling: Das kommt immer ganz darauf an, auf welche Stelle beziehungsweise welche Berufskategorie Du Dich bewirbst. Ein Kreativer aus dem Marketingbereich kann und sollte ein etwas lockereres Outfit wählen. Auch Hintergrund und Mimik dürfen hier lockerer sein. Wichtig ist immer, dass man sich selbst beim Fotografieren wohlfühlt. Ein unwohles Gefühl sieht man auch später auf den Fotos.
EIN SYMPATHISCHER GESICHTSAUSDRUCK
Menschen schauen lieber auf Gesichter als auf Schrift oder unbelebte Dinge. Besonders wichtig ist deshalb, dass der Gesichtsausdruck auf Deinem Bewerbungsfoto passend ist.
AVANTGARDE Experts: Welcher Gesichtsausdruck ist angemessen? Darf oder soll man lachen?
Maria Hierling: Ein kleines Lächeln, egal ob mit Zähnen oder ohne, schadet nie. Denn es bringt Sympathiepunkte ein. Zu ernst sollte der Gesichtsausdruck nämlich nicht sein, da Du damit als Bewerber sonst sehr distanziert wirken kannst. Komische Grimassen möchte niemand sehen, außer Du bewirbst Dich als Clown.
AVANTGARDE Experts: Wie wichtig ist es, einen guten Fotografen auszuwählen?
Maria Hierling: Ein guter Fotograf berät den Bewerber gerne und macht auch mehrere verschiedene Fotos, um ihm oder ihr eine Auswahl zu bieten. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es sich wirklich lohnt, ein bisschen Geld für einen guten Fotografen in die Hand zu nehmen, bei dem man sich wohl fühlt. Denn umso wahrscheinlicher ist es, dass das Bewerbungsfoto dann natürlicher und weniger gestellt wirkt. Gute Bewerbungsbilder gibt es zum Beispiel in München bereits ab 40 Euro.
AVANTGARDE Experts: Sind farbige Fotos besser oder sollte ich lieber einen Schwarz-Weiß-Filter verwenden?
Maria Hierling: Beides ist möglich, dennoch lassen Schwarz-Weiß-Bilder Gesichtszüge sehr viel härter erscheinen. Farbige Bilder wirken meist sympathischer, weshalb sie für Bewerbungsfotos nie eine falsche Wahl sind. Von Fotos in Sepia würde ich abraten, da diese Bilder sehr altmodisch wirken. Schlussendlich ist es aber immer Geschmackssache und jeder sollte das selbst entscheiden. Die richtige Wahl ist immer die, mit der Du Dir am besten gefällst und mit der Du Dich am wohlsten fühlst.
DAS RICHTIGE OUTFIT
Je nachdem, wo Du Dich bewerben möchtest, musst Du auch auf die Wahl der richtigen Kleidung achten. Dabei gibt es Branchen-Spezifika, die Du bei jedem Unternehmen leichter herausfinden kannst als Du denkst.
AVANTGARDE Experts: Welche Branchen-Spezifika gibt es bei der Wahl der Kleidung?
Maria Hierling: Personen, die zum Beispiel in der Bankenbranche arbeiten, sollten sich lieber an klassische Inszenierungen halten. Am besten ist es in diesem Fall, sich direkt mit der täglichen Kleidung – dem Anzug bei Männern und dem Kostüm mit Bluse bei Frauen – ablichten zu lassen. Wer hingegen in einem kreativen Bereich arbeitet, der kann wiederum sehr viel lockerer auf dem Bewerbungsbild erscheinen.
AVANTGARDE Experts: Gibt es noch weitere Punkte, die man bei der Wahl des Outfits beachten sollte?
Maria Hierling: Grundsätzlich ist es immer wichtig, dass man als Bewerber bei der Kleiderwahl stets im Hinterkopf hat, wie man im neuen Job gekleidet sein sollte. Musst Du täglich repräsentieren oder arbeitest Du ausschließlich im Büro? Ist das Umfeld zurückhaltend oder vielleicht doch eher kreativ und flippig?
AVANTGARDE Experts: Wie finde ich am besten heraus, wie der Dresscode des jeweiligen Unternehmens ist?
Maria Hierling: Über die Homepages der einzelnen Unternehmen bekommst Du in der Regel anhand von Mitarbeiterbildern einen guten Eindruck davon, welcher Kleidungsstil vorherrscht. Mit einer Bluse oder einem Hemd in dezenten Farben (am besten sollte es hell sein), machst Du normalerweise nichts falsch. Dagegen solltest Du Kleidung mit Streifen und Mustern für das Bewerbungsfoto lieber meiden. Denn sie lassen das Bild oft zu unruhig wirken.
NO-GOS BEIM BEWERBUNGSFOTO
Wie überall im Arbeitsleben gibt es auch bei Bewerbungsfotos No-Gos, die ein Foto unseriös wirken lassen und Deiner Bewerbung damit schaden.
AVANTGARDE Experts: Was sind No-Gos, die ich beim Bewerbungsfoto unbedingt vermeiden sollte?
Maria Hierling: Ebenso wie bei den oben genannten Musts gibt es auch einige No-Gos, die einen unprofessionellen Eindruck erzeugen können. Grundsätzlich sind das immer Dinge, die von der Ausstrahlung des Bewerbers ablenken oder unprofessionell wirken. Dazu gehören:
- ein ungepflegtes Äußeres,
- ein zu tiefer Ausschnitt,
- zu viel oder zu großer Schmuck,
- Fotos aus dem Fotoautomaten,
- Urlaubsbilder,
- Selfies,
- Polaroids,
- schlechte oder zu starke Bildbearbeitung
- und letztlich natürlich auch Fotos, auf denen mehr als eine Person abgebildet ist.
WIE SETZE ICH DAS BEWERBUNGSFOTO RICHTIG EIN UND WELCHE ALTERNATIVEN GIBT ES?
Dein Bewerbungsfoto sollte weder zu klein noch zu groß sein. Auch die richtige Platzierung ist wichtig.
AVANTGARDE Experts: Wie groß sollte das Bewerbungsfoto sein und wo bringe ich es am besten an in der Bewerbung?
Maria Hierling: Ich würde empfehlen, das Foto immer auf einem Deckblatt ganz vorne in der Bewerbungsmappe zu platzieren: Denn als Bild auf einem Deckblatt kann es immer eine bessere Wirkung entfalten. Das Foto sollte auf jeden Fall größer als ein Passbild sein, ideal sind mindestens 7 × 5 cm. Keinesfalls sollte es größer als ein DIN-A6-Papier sein.
AVANTGARDE Experts: Wie häufig sollte ich meine Bewerbungsfotos aktualisieren?
Maria Hierling: Nach etwa einem Jahr oder nach einer sehr auffälligen optischen Veränderung wie einem neuen Haarschnitt, einer anderen Haarfarbe oder dem Wechsel von Brille auf Kontaktlinsen sollte man definitiv ein neues Foto machen. Denn sonst können bei einem persönlichen Gespräch sicherlich Irritationen auftreten, da der Wiedererkennungswert nicht stimmt.
Alternativen zum Bewerbungsfoto
Grundsätzlich ist es nicht vorgeschrieben, dass Du ein Bewerbungsfoto nutzen musst. Meist ist es hilfreich, in manchen Ländern aber auch gar nicht vorgesehen.
AVANTGARDE Experts: Ist im deutschsprachigen Raum ein Bewerbungsfoto zu verwenden eigentlich ein Muss?
Maria Hierling: In Deutschland ist es längst – genauer gesagt seit 2006 – kein Muss mehr, eine Bewerbung mit einem Foto auszustatten. Dennoch erhalten wir auch heute noch über 95 Prozent aller Bewerbungen mit einem Foto, was mir persönlich sehr gut gefällt.
AVANTGARDE Experts: Was gilt bei internationalen Bewerbungen? In den USA verzichtet man ja zum Beispiel teils darauf.
Maria Hierling: Das kommt immer auf das jeweilige Land an. In europäischen Ländern (mit Ausnahme Großbritanniens, der Niederlande, Irlands und Schwedens) sowie in Japan und China erwarten Recruiter und andere Ansprechpartner in der Regel ein Foto, auch wenn es wie zum Beispiel in Deutschland kein Muss ist. Dagegen ist es in den USA, Großbritannien sowie Kanada Gang und Gäbe, der Bewerbungsmappe kein Foto beizulegen.
Wenn man sich in Ländern bewirbt, in denen ein Bewerbungsfoto nicht erwartet wird, kann man natürlich auf dem Lebenslauf Links zu relevanten Social-Media-Profilen einfügen, bei welchen den Besucher ein professionelles Foto erwartet.
Wir bedanken uns herzlich bei Maria Hierling für das spannende Interview!
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Bildnachweis: Titelbild: © gettyimages/AndreyPopov, Bild 1: © Maria Hierling (privat), Bild 2: © gettyimages/nathaphat, Bild 3: © gettyimages/Ridofranz, Bild 4: © gettyimages/shapecharge.