3 Wege in die Selbstständigkeit
ERFOLGREICH IM (ONLINE) MARKETING: 3 FALLBEISPIELE
In unserem Interview mit René Klein von Für-Gründer.de haben wir bereits beschrieben, wie Dir der Start in die Selbstständigkeit gelingen kann. Die Frage ist dabei aber immer auch: In welcher Form möchte ich mich selbstständig machen: allein oder gemeinsam mit einem Geschäftspartner? Als Freelancer oder als Gründer eines eigenen Unternehmens?
Wir beleuchten die unterschiedlichen Möglichkeiten und haben uns dazu mit vier erfolgreichen Selbstständigen unterhalten, die im Marketing tätig sind: Viktoria Randle und Katharina Frerichs, die gemeinsam eine Beratungsfirma gegründet haben, Tomas Herzberger, der als Berater und Speaker arbeitet, und die Agentur-Chefin Jessica Ebert, die ihr Wissen rund um die Online-Business-Welt auf ihrer Website an andere weitergibt.
Vom Wunsch, sich beruflich selbstständig zu machen bis zu den Höhen und Tiefen nach der Existenzgründung: Unsere vier Interviewpartner haben uns Rede und Antwort gestanden und teilen hier ihre Erfahrungen als Selbstständige im Marketing. Außerdem nennen sie Dir Tipps, die Dir bei Deinem Weg in die Selbstständigkeit helfen können.
1. VIKTORIA RANDLE UND KATHARINA FRERICHS – DIE VIELSEITIGEN BERATERINNEN
Zwei Frauen, ein Gedanke: Viktoria Randle und Katharina Frerichs entschlossen sich nach 12 Jahren als Angestellte dazu, sich mit einer eigenen Firma selbstständig zu machen. Die Gründerinnen von Die Marketingschmiede bieten seit 2016 Marketingberatung für Unternehmen im FMCG- und Food-Bereich in der Nähe von Bremen an.
„Online Marketing, E-Commerce und hier speziell E-Food sind dabei in den letzten Monaten zu unserem Steckenpferd geworden“, erzählen die beiden. Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Bormann&Gordon haben sie daher die „E-Food Stude(Ultra)Frische 2017/2018“ aufgesetzt...die Top 5 Ergebnisse findest Du in diesem Video.
ALLES AUF ANFANG: DEN SCHRITT IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT WAGEN
Die Idee, sich als Marketingberaterinnen im FMCG und Food Bereich selbstständig zu machen, wurde bereits geboren, als Viktoria Randle und Katharina Frerichs noch angestellt waren: „Wir haben beide jeweils über 12 Jahre Berufserfahrung in leitenden Positionen unterschiedlicher Marketingabteilungen der Lebensmittelindustrie sammeln können. Während dieser Zeit hatten wir oft den Wunsch nach einer unabhängigen Außensicht, einem Sparringspartner mit Praxisbezug und einem Blick auf das große Ganze beziehungsweise den unternehmerischen und marken-/unternehmensspezifischen Bezug. Wir sind da auf dem Markt aber nie so richtig fündig geworden“, erzählen die Gründerinnen.
So reifte also nach und nach die Idee, „diese Lücke im Markt zu schließen. Denn wenn wir diesen Bedarf hatten, dann haben ihn ganz sicher auch andere Marketingleiter und Geschäftsführer.“
Für beide Frauen war von Anfang an klar, dass sie sich gemeinsam selbstständig machen würden, „denn unsere beiden Schwerpunkte und Tätigkeitsfelder ergänzen sich hervorragend und wir wussten aus unserer gemeinsamen Zeit der Zusammenarbeit, dass wir ähnliche Ideale haben und uns beruflich und persönlich bestens ergänzen.“
VON DER GRÜNDUNGSIDEE ZUR AUSRICHTUNG ALS SELBSTSTÄNDIGE MARKETINGBERATERINNEN
Für jeden Gründer ist es zu Beginn wichtig, den eigenen Weg zu finden und die eigene Ausrichtung festzulegen. „Das Potential und die grobe Ausrichtung ‚Beratung im Marketing für FMCG im Mittelstand‘ stand für uns direkt zu Beginn fest“, erzählen Katharina Frerichs und Viktoria Randle. „Allerdings mussten auch wir als Vermarktungsprofis erstmal unseren USP definieren und uns überlegen, wie wir diesen kommunizieren.“
Denn um erfolgreich zu gründen und die passenden Kunden zu finden, ist erst einmal eine gute Marketingstrategie nötig. Für die zwei Marketingexpertinnen war das zwar nichts Neues, aber „Marketing für sich selbst zu betreiben ist dann doch noch eine andere Herausforderung. Es hat viele Nächte und Strategiemeetings gebraucht, bis wir uns über Ausrichtung und Vermarktung ganz sicher waren.“
„EINE MENGE MUT“: REIN IN DIE UNGEWISSHEIT DER SELBSTSTÄNDIGKEIT
Die Idee steht, die ersten Vorbereitungen und Planungen sind abgeschlossen – jetzt muss aus dem Traum von der Selbstständigkeit nur noch Wirklichkeit werden! Den sicheren Job als Angestellte an den Nagel zu hängen, kann da schon Überwindung kosten und für Magengrummeln sorgen. Auch Viktoria Randle und Katharina Frerichs erinnern sich noch gut an diesen Moment: „Es hat dann tatsächlich, trotz der langen Vorbereitung, doch eine Menge Mut gekostet, diesen finalen Schritt der Überführung der Idee in die Wirklichkeit zu gehen und den vermeintlich sicheren Hafen ‚Arbeitsverhältnis‘ gegen ein großes, aber ungewisses Abenteuer einzutauschen“, erzählen die beiden und ergänzen: „Wir können nach über einem Jahr nur sagen: Alles richtig gemacht!“
Für Viktoria Randle war zunächst „vor allem der uneingeschränkte Rückhalt von Partner und Familie“ wichtig. „Zudem haben mir viele Gespräche, zum Beispiel mit Freunden, Bekannten, die eine ähnliche Entscheidung getroffen hatten oder auch Fachleuten, zum Beispiel Bekannten aus der Branche geholfen“, erzählt sie. „Ich hatte hier die Möglichkeit, unsere Idee dem Realitätscheck zu unterziehen und zu schauen, ob das Konzept tragfähig ist. Auch die Angebote verschiedener öffentlicher Beratungsstellen, zum Beispiel IHK, Steuer- oder Gründungsberatung, und ein gut ausgearbeiteter Businessplan haben sehr viel dazu beigetragen, dass wir uns in unserer Entscheidung sicherer gefühlt haben.“
In diesem Interview erzählen die beiden Existenzgründerinnen von ihren Erfahrungen:
AN HERAUSFORDERUNGEN WACHSEN
Wer sich selbstständig macht, wird immer wieder auf kleinere oder größere Schwierigkeiten und Herausforderungen treffen und es werden Fehler gemacht.
Die Inhaberinnen der Marketingschmiede wissen rückblickend, „dass wir uns vor allem zu Beginn unserer Selbständigkeit zu viel vorgenommen hatten. Wir haben besonders die zeitlichen Ressourcen, die eine Gründung benötigt, trotz guter Vorbereitung, doch unterschätzt.“
Gerade Behördengänge und Co. veranschlagen anfangs viel Zeit, wie auch Viktoria Randle und Katharina Frerichs feststellten: „Unser Business lief glücklicherweise schon zu Beginn recht schnell an und wir standen vor der Herausforderung neben der tatsächlich operativen Arbeit sehr viele Gründungsthemen und nicht zuletzt den Behördendschungel zu stemmen. Das hat viel Zeit, Nerven und Energie gekostet. Glücklicherweise konnten wir uns in dieser Anfangszeit auf uns als Team verlassen, das hat Kraft gegeben und uns gezeigt, dass eine Gründung zu zweit für uns genau die richtige Entscheidung war.“
Enttäuschend war für die beiden festzustellen, dass es oft an der Verlässlichkeit von potentiellen Geschäftspartnern hapert: „In der Vorbereitung unserer Businessidee haben wir nicht nur viel positives Feedback, sondern auch diverse ‚konkrete‘ Kooperationsangebote bekommen.
Diese haben sich nach Gründung dann als wenig nachhaltig entpuppt. Das ist immer schade und enttäuschend, aber wir konnten daraus eine wichtige Lehre mitnehmen, nämlich, dass man am Ende allein für sein Glück verantwortlich ist und wir uns zu 100 Prozent auf uns selber verlassen können und müssen. Tipps und Kontakte sind immer gut und sollten auch genutzt werden, aber man sollte sich nicht zu sehr auf schnell dahingesagte Zusagen verlassen und schon gar nicht sein Business darauf aufbauen.“
Ihr Tipp für Dich: „Einfach machen“
„Wir denken, dass es vor allem wichtig ist, an sich selbst und seine Idee zu glauben. Nur wer zu 100 Prozent hinter dem steht, was er tut, kann damit auch erfolgreich werden“, erklären die Marketingexpertinnen. „Natürlich ist es sinnvoll seine Idee eingehend zu prüfen, Fachleute zu befragen, Erfahrungsberichte einzuholen, öffentliche Angebote zu nutzen und nicht zuletzt einen guten und schlüssigen Businessplan zu schreiben. Unser Tipp: Am Ende nicht zu viel zergrübeln, sondern einfach machen und Fehler als Potential und nicht als Hürde sehen!“
2. TOMAS HERZBERGER – DER WACHSTUMS-EXPERTE UND SPEAKER
Tomas Herzberger
Tomas Herzberger unterstützt als Berater und Interim-Manager Startups und innovative Unternehmen, mehr Traffic, mehr Kunden und mehr Conversions zu generieren. In zehn Jahren Berufserfahrung hat er u.a. für die Deutsche Bahn, das Bezahlverfahren Paydirekt, die Mediaplanungsagentur Mindshare, die Messe Frankfurt und die TV-Produktionsfirma Brainpool gearbeitet.
Außerdem ist der zweifache Vater Autor der Bücher „Growth Hacking“ und der „Ultimativen Bloggerformel“, Gründer von Pick-One.co, Co-Organisator des Frankfurter „Usability Testessens“.
„ES WURDE SCHNELL KONKRET“: TOMAS‘ WEG IN DIE SELBSTÄNDIGKEIT
Du konntest Dir nie so recht vorstellen, Dich selbstständig zu machen? Tomas Herzberger ging es da ähnlich: „Die Selbstständigkeit war nie ein festes Ziel von mir. Ich hatte diese Option zwar lange im Hinterkopf, aber nie wirklich in ernsthafte Erwägung gezogen – vermutlich aus Bequemlichkeit, denn ich war mit meiner beruflichen Karriere lange Zeit sehr zufrieden.“
Das änderte sich erst mit seiner letzten Festanstellung, erzählt der Berater: „Nach einem sehr unbefriedigendem Ende meines befristeten Arbeitsvertrags reifte der Plan zu Selbstständigkeit – und wurde dann sehr schnell sehr konkret, als mir beinahe gleichzeitig zwei tolle Projekte angeboten wurden. Ehe ich mich versah, war ich als selbstständiger Digital Marketing Manager unterwegs.“
DIE RICHTIGE POSITIONIERUNG: „ES GEHT DARUM, WIE MAN AM MARKT WAHRGENOMMEN WIRD“
Vor seiner Selbstständigkeit war Tomas Herzberger rund sieben Jahre als Digital Marketing Manager beschäftigt. Sein Beruf machte ihm Spaß und er entwickelte sich kontinuierlich weiter: „Für mich war es immer wichtig, in meinen beruflichen Stationen möglichst viel zu lernen und verschiedene Dinge zu machen: Mediaplanung, Kampagnenmanagement, Social Media etc. Und das in verschiedenen Branchen.“
Von dieser Einstellung profitierte er dann auch, als er sich selbstständig machte: „Dieses Wissen in der Breite war insbesondere am Anfang wichtig, um einen Fuß in die Tür und die ersten Aufträge zu bekommen.“
Fachlich war also klar, womit Tomas als Selbstständiger seine Brötchen verdienen wollte. Doch wie stand es um seine Positionierung? (Online) Marketing Berater gibt es schließlich viele. „Letztendlich geht es darum, wie man am Markt wahrgenommen wird. Denn auch wenn mein fachliches Feld (= Digital Marketing) klar definiert ist, ist die Positionierung der Mehrwert, den meine Kunden von mir erwarten können. Meine eigene Marke“, erklärt der Marketing-Berater.
Die eigene Positionierung beziehungsweise Marke zu entwickeln, ist gar nicht so einfach. Tomas Herzberger hatte seine Positionierung erst nach zwei Jahren eindeutig formuliert:„Auf der einen Seite möchte man seine Leistung möglichst attraktiv der passenden Zielgruppe anbieten und auf der anderen Seite muss man sich damit wohlfühlen und authentisch bleiben. Ein schwieriger Spagat.“
Er stellte aber schnell fest, dass er nicht der einzige Selbstständige ist, der damit Schwierigkeiten hatte: „Ironischerweise fällt es JEDEM freiberuflichen Marketer, mit dem ich darüber gesprochen habe, sehr schwer die eigene Positionierung stringent zu formulieren. Auch wenn wir das für unsere Kunden tagtäglich machen. Wie heißt es so schön: ‚Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe.‘ Deswegen hinterfrage ich mich und meine Positionierung nach wie vor regelmäßig und lasse sie durch Feedback von Freunden, Kollegen und Kunden überprüfen."
Tomas Herzbergers Tipp für Deine Positionierung
„Ideal ist eine sogenannte ‚T-Shaped‘-Positionierung: Du hast ein sehr breites Wissen über viele Dinge, aber ein bis zwei ganz spezielle Fähigkeiten, die Dich zu einem Spezialisten machen. In meinem Fall ist es das Growth Hacking beziehungsweise PPC-Advertising. Diese Spezialisierung erleichtert Deine Positionierung natürlich enorm, insbesondere wenn Du nicht nur weißt, WAS Du tust, sondern auch FÜR WEN (wenn Du Dich beispielsweise auf eine Branche spezialisierst). Das Buch, das ich gerade zum Thema Growth Hacking gemeinsam mit Sandro Jenny veröffentlicht habe, hat diesbezüglich natürlich geholfen.“
SICH IM ONLINE MARKETING SELBSTSTÄNDIG MACHEN – LEICHT ODER SCHWIERIG?
„Nach meiner Erfahrung ist es sehr leicht, sich selbstständig zu machen. Ein bisschen Mut, ein paar Behördengänge und ein wenig Investition in die eigene Marke – und los geht der Ritt“, sagt Tomas. Doch er betont: „Schwierig ist es, selbstständig zu bleiben. Eben reitet man noch im vollen Galopp und freut sich des Lebens und buchstäblichen im nächsten Moment liegst Du mit der Nase im Dreck. Dann musst Du Dich wieder aufrappeln, den Staub abwischen, das Krönchen richten und wieder in den Sattel steigen.“
Projekte können schieflaufen und das liegt nicht unbedingt im eigenen Einflussbereich. „Neben dem finanziellen Verlust kostet das Nerven, Mut und Selbstvertrauen – aber glücklicherweise landet man jedes Mal etwas weicher.“
DER RICHTIGE UMGANG MIT FEHLERN: „WICHTIG IST ES, DIE DINGE AUF DIE STRASSE ZU BRINGEN!
Wer sich selbstständig macht, wird früher oder später auch mal Fehler machen. Tomas glaubt, „dass jeder Selbstständige eine gewisse Fehlertoleranz benötigt“. Denn: „Fehler gehören dazu. Wer laufen lernen will, der wird hinfallen und sich weh tun. Die Frage ist daher nicht, OB man Fehler macht, sondern wie man damit umgeht. In meinem Blog schreibe ich regelmäßig über die Learnings, die ich auf meinem Weg mache.“
Anstatt sich also von der Angst vor Fehlern lähmen zu lassen, sollte man sich Tomas‘ Meinung nach lieber einen Ruck geben: „Auch wenn es mir selbst schwerfällt, bemühe ich mich immer öfter an das Mantra zu halten ‚Better Done Than Perfect‘. Das Motto kommt eigentlich aus der Produktentwicklung der ‚Lean Startup‘-Bewegung, trifft aber eigentlich für alle Projekte zu.“
Statt im Perfektionismus zu versinken, empfiehlt Tomas Herzberger, zu handeln: „Wichtig ist es, die Dinge auf die Straße zu bringen!“
Tomas Herzbergers Tipp für Dich: Teste die Selbstständigkeit nebenbei
Wenn Du von der Selbstständigkeit träumst, musst Du nicht sofort Deinen Job kündigen, um Dich in das Abenteuer Selbstständigkeit zu stürzen – Du kannst das Ganze auch erst einmal testen. Tomas empfiehlt für den Anfang die sogenannte nebenberufliche Selbstständigkeit: weiterhin hauptberuflich als Angestellter arbeiten, aber nebenbei eigene Projekte realisieren.
„Idealerweise ist Dein aktueller Arbeitgeber Dein erster Kunde, das macht den Schritt in die Selbstständigkeit deutlich einfacher“, erklärt Tomas Herzberger. „Vielleicht kannst Du auch zunächst die Selbstständigkeit testen und 1-2 Tage in der Woche für nebenberufliche Projekte investieren (wenn das Dein Arbeitgeber erlaubt). Quasi als Projekt nebenbei. Und wenn Du Dir ein gewisses finanzielles Polster für die ersten 12 Monate der Selbstständigkeit zurücklegen kannst, dann musst Du nicht jedem kleinen Auftrag hinterherrennen.“
Außerdem hat der selbstständige Berater noch weitere Ratschläge für Dich:
- Arbeite nie ohne eine vorherige schriftliche Vereinbarung! Auch nicht mit beziehungsweise für Deine Freunde. Kläre vorab, was passiert, wenn die Zusammenarbeit (aus welchen Gründen auch immer) beendet wird.
- Starte mit einer guten Positionierung – und hole Dir dafür gegebenenfalls Unterstützung. Auch wenn eine Positionierung im besten Fall langfristig angelegt ist, keine Angst: Du kannst sie immer noch anpassen. ‚Besser ein guter Plan heute als ein perfekter Plan morgen.‘
- Get the fuck out of the door! Treffe Dich mit Menschen, geh zu Meetups und Konferenzen und lass die Leute wissen, was Du tust. Tatsächlich ist ein gutes Netzwerk nicht nur hilfreich im Job, sondern auch immer wieder inspirierend und lehrreich.
Lies in unserem Magazin mehr über erfolgreiches Business-Networking und was Du dabei beachten musst.
- Sei kein Arschloch! Gerade für uns Berater wichtig: stehe zu Deiner Meinung und empfehle dem Kunden das Bestmögliche. Aber akzeptiere seine Entscheidung, auch wenn sie Dir nicht gefällt. Ich bin da vielleicht altmodisch, aber in der Regel ist man zuallererst Dienstleister.
- Arbeite nur kostenlos, wenn es Dir Spaß macht und/oder Du etwas Neues dabei lernst. Ansonsten ist Deine Zeit zu schade – und das ist ab sofort Deine wertvollste Ressource. Verkaufe Dich nie unter Wert. Mir hat die Gedankenübung geholfen, dass sich Kunden erstmal ‚qualifizieren‘ müssen, damit wir feststellen, ob sich eine Zusammenarbeit lohnt. Das hilft beiden Seiten.
- Never stop learning! Treff Dich mit Menschen, die da sind, wo Du hinwillst und frage um Hilfe. Es ist überhaupt keine Schande zuzugeben, dass man nicht alles weiß. Im Gegenteil. Neugierde ist die Grundlage von Wissen! Schon Leonardo Da Vincis To-Do-Liste bestand nicht aus Aufgaben, sondern aus Wissen, das er sich aneignen wollte.
3. JESSICA EBERT – AGENTURCHEFIN UND EXPERTIN FÜR ONLINE BUSINESS
Jessica Ebert
Dass Jessica Ebert im Online Marketing gelandet ist, „liegt wohl an meiner Affinity zur Technik und meinem Talent, Dinge an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen“.
Ihre Liebe zum Online Marketing entdeckte Jessica vor zehn Jahren. Schnell merkte sie aber, dass das Angestelltendasein für sie nicht das Richtige ist – und gründete ihre eigene Online-Marketing-Agentur. Anderen Wissen zu vermitteln, ist eine weitere Leidenschaft von Jessica Ebert: als Dozentin, Buchautorin, aber auch auf jessica-ebert.de gibt sie ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrungen rund um das Online-Marketing an andere weiter.
„Mein Ziel ist es, die Freude an meinem Tätigkeitsfeld zu vermitteln und stets neue und kreative Ansätze und Problemlösungen zu finden“, schreibt sie auf ihrer Website.
VON DER ERZIEHERIN ZUR AGENTURINHABERIN
Die Entscheidung, sich im Online Marketing selbstständig zu machen, fiel für Jessica Ebert im Jahr 2010: „Da wurde mir das erste Mal bewusst, dass die Selbstständigkeit in meinem Themenbereich (Online-Marketing) eine Option ist, die nicht allzu risikoreich ist: Man hat keine hohen Einstiegskosten und kann sich das Büro sparen, wenn man von zuhause aus arbeitet.“
Ihren Weg in die berufliche Selbstständigkeit hat die junge Agenturchefin erst nach und nach gefunden. „Klar war lange überhaupt nichts… Wobei es mit damals Anfang 20 wohl vielen so geht“, sagt sie und erzählt von ihren ganz unterschiedlichen beruflichen Stationen: „Ich habe, nach meiner Erzieherausbildung, bis dato verschiedene Jobs gemacht und auch bei einem Online-Unternehmen angestellt gearbeitet. Nach und nach wurde mir jedoch klar, dass mich dieses ‚Angestelltsein‘ nicht glücklich macht. Was vor allem daran liegt, dass man sich immer nach anderen richten muss. Man hat einen Chef und der sagt (meistens), wo es lang geht. Ich war aber schon immer sehr freiheitsliebend und habe mich dann entschlossen, es alleine zu probieren. Mein eigener Chef, meine eigene Verantwortung. Das klappt bisher ganz gut.“
IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT STARTEN: SORGEN UND ZWEIFEL GEHÖREN ANFANGS DAZU
„Glücklicherweise hatte ich nur wenige Hürden Richtung eigenes Business“, erinnert sich die Online-Marketing-Expertin. „Mein Mann und meine Familie standen immer hinter mir und haben mich in jeglicher Hinsicht unterstützt (was sie heute auch noch tun). Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“
Dennoch fiel es Jessica Ebert nicht ganz leicht, in die Selbstständigkeit zu starten. Sie wurde von den typischen Ängsten und Zweifeln geplagt, die viele in dieser Situation kennen: „Das, was mir anfangs wirklich zu schaffen gemacht hat, waren die Sorgen und Gedanken, die grade zu Beginn auftreten: Geld, Steuern, Kundenzufriedenheit, mache ich alles richtig?“, erzählt sie. „Aber da muss jeder durch. Dafür gibt es meines Wissens nach keine Abkürzung. Das sind Erfahrungen, die man sammeln muss.“
Sie meint aber auch: „Wenn man sich regelmäßig damit beschäftigt und auch an sich selbst arbeitet, Stichwort Persönlichkeitsentwicklung, dann kriegt man das alles recht schnell in den Griff.“
Jessica Eberts Tipp: Man muss sich bewegen
„Letztlich zählt nur das, was man tut. Man kann sicher wochen- oder monatelang darüber nachdenken, ob man dies oder jenes machen soll, ob man sich das trauen soll. Aber am Ende geht es ans Eingemachte. Man muss sich bewegen. Und das besser zu früh als zu spät. Das Einzige, was man hier verlieren kann, ist Zeit. Wobei man selbst, wenn man scheitern sollte, immer noch etwas gelernt hat. Umsonst ist es also nie. Das sollte man sich stetig vor Augen halten.“
AUS FEHLERN LERNT MAN
Welche Fehler sollte man als Selbstständiger unbedingt vermeiden? „Ich bin eher dafür, Fehler zu machen, da man nur so die nötigen Erfahrungen sammeln kann“, sagt Jessica. „Dennoch möchte ich jedem, der ein Business starten möchte, nahelegen, die Finanzen immer akkurat zu handhaben. Lieber etwas mehr beiseitelegen und, wenn möglich, einen Buchhalter und/oder Steuerberater an der Hand haben. Ist das alles safe, hat man mehr (Denk-)Kapazität für das Business selbst.“
ERFOLGREICH SELBSTSTÄNDIG WERDEN: WAS BRAUCHT ES DAFÜR?
Durchsetzungsfähigkeit, Disziplin, Fleiß… worauf kommt es wirklich an, wenn man erfolgreich als Selbstständige arbeiten will?
Für Jessica Ebert ist die eigene Einstellung „der Haupterfolgsfaktor“, um sich erfolgreich selbstständig zu machen: „Wer ein Business aufbauen will, egal ob online oder offline, dem sollte klar sein, dass das nicht von heute auf morgen geht und, dass es die eierlegende Wollmilchsau nicht gibt“, erklärt sie. „Es braucht Einsatz, Durchhaltevermögen und Geduld, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Dem zugrunde liegt die richtige innere Motivation.“ Stimmen diese Voraussetzungen, empfiehlt Jessica Ebert, „mit dem Lernen zu beginnen und nach dem Prinzip ‚Learning by Doing‘ sein Wissen zu manifestieren.“
Wer sich im Online-Bereich selbstständig macht, hat relativ günstige Voraussetzungen: „Der Vorteil eines Online Business ist ja der, dass es meist nur wenig Kapital benötigt, um zu starten“, sagt die Agenturgründerin. „Jedoch bedarf es einiges an Zeit, bis es rund läuft. Auch hier gilt wieder: Erfahrungen sammeln und MACHEN!“
Jessica Eberts Tipp für Deine Selbstständigkeit im Online Marketing
„Wer starten möchte, der muss sich überlegen, welches Thema er behandeln möchte. Worin ist man ein Experte oder möchte einer werden?“, gibt die Marketerin zu bedenken. „Auf dieser Basis empfiehlt es sich dann einen Expertenstatus aufzubauen. Das gelingt zum Beispiel mit einem Blog, einem YouTube-Kanal oder Ähnlichem.“
Mit dieser Grundlage kann es dann weitergehen: „Im nächsten Schritt kann man überlegen, auf welche Weise man damit Geld verdienen kann. Sind 1:1 Coachings geeignet? Vielleicht auch ein eigener Kurs, ein Webinar oder eine konkrete Dienstleistung? Am besten macht man sich ein Mindmap und füllt dieses mit seinen Ideen sowie den Möglichkeiten, diese umzusetzen.“
Übrigens: Wie Du selbst zu einer „Marke“ wirst, erklären wir Dir in unserem Beitrag zum Personal Branding.
FAZIT: EINFACH MAL LOSLEGEN
Was sich aus den drei Interviews herauslesen lässt: Erfolgreiche Selbstständige überwinden irgendwann alle Ängste und Zweifel, und setzen ihre Pläne zielstrebig in die Tat um. „Machen statt grübeln“ ist die Devise.
Das gilt auch für Dich! Wenn Du bereits eine Idee hast, mit der Du Dich selbstständig machen willst, dann trau Dich! Wie Du Deinen Job professionell kündigst, erfährst Du in unserem Beitrag.
Noch unsicher? Was Dir helfen kann, die für Dich passende Entscheidung zu treffen, liest Du im Artikel Die richtigen Entscheidungen treffen: die wichtigsten Strategien und Instrumente.
Du hast Angst, keine Aufträge zu bekommen? Ein Blick in unsere Jobbörse kann helfen: Wir vermitteln auch Aufträge und Projekte für Freelancer!
Wir bedanken uns bei Viktoria Randle und Katharina Frerichs, Tomas Herzberger und Jessica Ebert sehr herzlich für die aufschlussreichen Interviews und ihre hilfreichen Tipps!
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